Kriminalität - Bonn:Bundesanstalt verteidigt Verkauf von Cyberbunker

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Bonn/Traben-Trarbach (dpa/lrs) - Nach dem Auffliegen eines Darknet-Rechenzentrums in einem ehemaligen Bundeswehr-Bunker an der Mosel hat die für den Verkauf verantwortliche Bundesanstalt ihr Vorgehen im Jahr 2013 verteidigt. Ermittlungen des Landeskriminalamtes (LKA) gegen den Käufer des Bunkers seien erst zwei Jahre nach dem Erwerb aufgenommen worden, teilte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) in Bonn mit. Zuvor hatten Medien darüber berichtet.

Der 59 Jahre alte niederländische Besitzer des Bunkers sitzt seit dem Zugriff im "Cyber-Bunker" vom 26. September gemeinsam mit sechs anderen Personen in Untersuchungshaft. Ihnen wird vorgeworfen, auf Servern in dem Rechenzentrum Webseiten gehostet haben, über die Kriminelle Drogen verkauften, Falschgeldgeschäfte abwickelten, Kinderpornos verschickten oder Cyberangriffe starteten.

Die Bima erklärte, sie sei im Juni 2013 vom LKA informiert worden, dass "keine konkreten Verdachtsmomente" gegen den Käufer vorlägen. Dies habe die Bundesanstalt "auch nochmals gesondert mit der Leitung des LKA erörtert". Dabei habe das LKA "erneut mitgeteilt, dass konkrete Anhaltspunkte für die beabsichtigte Begehung von Straftaten nicht vorlägen". Eine "Warnung" des LKA habe es "aus Sicht der Bima" nicht gegeben. LKA und Bima seien sich auch einig darüber gewesen, "dass der Erwerb des Bunkers keine Voraussetzung für die Begehung von Straftaten" sei.

Die Bima erklärte, der Ausschluss des Kaufinteressenten aus dem Verkaufsverfahren für den ehemaligen Bundeswehrbunker "wäre auf Grundlage vager Verdachtsmomente erfolgt und einer Vorverurteilung für nicht nachgewiesene Straftaten gleichgekommen" - und damit nicht in Betracht gekommen. Der in der Hacker-Szene bekannte Niederländer hatte zuvor in seinem Heimatland schon ein Rechenzentrum in einem Bunker betrieben.

Die beabsichtigte Nutzung als Rechenzentrum habe auch "dem Wunsch der Verbandsgemeinde" Traben-Trarbach entsprochen, teilte die Bima weiter mit. Diese habe "immer wieder auch eine schnelle Nachnutzung" des Bunkers gefordert. Der Bunker sollte "warm" übergeben werden, um "unnötige Zwischenbewirtschaftungskosten" durch Pumpen- und Lüftungssysteme zu vermeiden.

Den in Medienberichten genannten Verkaufspreis von 350 000 Euro wollte die Bima nicht bestätigen. Dazu äußere man sich grundsätzlich nicht. Es habe auch andere Interessenten für den Kauf gegeben. Das Konzept des Niederländers sei das wirtschaftlichste gewesen und habe als einziges auch die Zustimmung der Verbandsgemeinde gefunden.

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