Kriminalität - Berlin:Experten: Trojanerangriff im Kammergericht unter Kontrolle

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Berlin (dpa/bb) - IT-Spezialisten haben die Cyberattacke im Berliner Kammergericht unter Kontrolle gebracht. Das teilte das IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag mit. Demnach infizierte der Trojaner namens "Emotet" zwar die Computer des Kammergerichts. Ein Übergreifen auf andere Systeme der Berliner Verwaltung sei aber verhindert worden. Auch auf einen möglichen Datenklau gebe es keine Hinweise.

Am 25. September hatten nach Angaben des Kammergerichts Frühwarnsysteme des ITDZ den Virus im Computersystem bemerkt. Die Rechner seien daraufhin umgehend vom Berliner Landesnetz genommen worden. Dadurch wurde das Gericht vom Intranet der Berliner Verwaltung sowie vom Internet abgeschnitten.

Am Montag teilte der Präsident des Kammergerichts mit, dass das Haus weiterhin nur per Telefon, Fax und Post erreichbar sei. Das elektronische Anwaltspostfach funktioniere noch - E-Mails aber nicht. Das Gericht sei zwar arbeitsfähig, aber die Belastung für die Mitarbeiter sei sehr hoch.

Vom ITDZ hieß es nun, man habe neue und nicht virenbelastete Computer angeschafft, um einen Notbetrieb zu gewährleisten. Parallel untersuchten externe Forensiker alle Rechner auf einen möglichen Virenbefall, so die IT-Spezialisten.

Sämtliche Rechner im Gericht werden den Angaben zufolge neu aufgesetzt. Ausgetauscht würden hingegen nur PCs, die ohnehin für einen Ersatz vorgesehen waren. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" berichtet, dass womöglich alle Computer der 150 Richter und 370 Angestellten ausgetauscht werden müssten.

Den Vorwurf, nach dem Virenbefall nicht schnell genug gehandelt zu haben, wies das Gericht zurück. Umgehend nach den ersten Hinweisen habe man entsprechende Maßnahmen wie das Trennen der Internetverbindung getroffen, sagte ein Sprecher am Dienstag.

Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist der Trojaner Emotet "eine der größten Bedrohungen durch Schadsoftware weltweit". Er verbreitet sich in der Regel über besonders authentisch wirkende Mails von bekannten Absendern. Wie es im Kammergericht zu dem Virenbefall kommen konnte, war zunächst noch unklar.

Der Berliner CDU-Sprecher für E-Government, Stephan Lenz, nannte den Fall "sehr beunruhigend". Dass die Schadensbegrenzung so lange dauere, sei schwer zu akzeptieren, sagte er laut Mitteilung vom Dienstag.

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