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Kriminalität - Berlin:Anschlag auf Vize-Bürgermeister: Nicht einschüchtern lassen

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Berlin (dpa/bb) - Nach einem Brandanschlag auf das Auto seiner Frau will sich der stellvertretende Neuköllner Bezirksbürgermeister Falko Liecke (CDU) weiter gegen Extremismus und Kriminalität engagieren. "Ich lasse mich nicht einschüchtern, ich bleibe meiner Linie treu", sagte Liecke am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. "Ich stelle meine politische Arbeit nicht ein", betonte der CDU-Politiker. Am frühen Samstagmorgen war nach Angaben von Liecke das Auto seiner Frau, einer Polizistin, angezündet worden. Politiker mehrerer Parteien und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verurteilten den Angriff.

Der polizeiliche Staatsschutz der Polizei hat den Fall übernommen. Das geschieht bei Taten, bei denen ein politisches Motiv vermutet wird oder nicht ausgeschlossen werden kann. Ermittelt werde gegen unbekannt wegen des Verdachts der Brandstiftung. Der Wagen brannte im Stadtteil Treptow nach Angaben der Polizei komplett aus. Gegen 5.40 Uhr hatte demnach ein Anwohner einen lauten Knall gehört, dann die Flammen gesehen und Polizei sowie Feuerwehr alarmiert.

"Wir sind durch lautes Knallen geweckt worden", hatte Liecke der dpa am Samstag gesagt. Er vermutete, dass das Feuer etwas mit der Arbeit seiner Frau oder seiner eigenen Arbeit zu tun haben könnte. Er engagiert sich gegen Linksextremismus und Kriminelle aus arabischstämmigen Großfamilien. "Es gibt ein breites Spektrum an Leuten, die meine Positionen nicht teilen", sagte Liecke.

Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) erklärte auf Facebook: "Ich bin entsetzt über diese Tat und stehe solidarisch hinter meinem Kollegen Falko Liecke und seiner Familie. Gewalt darf nie ein Mittel in unserer demokratischen Gesellschaft sein."

Die Berliner CDU-Fraktionschef Burkard Dregger wertete die Tat als "Angriff auf alle Berliner" und als Einschüchterungsversuch gegenüber Politikern. Die SPD Neukölln twitterte: "Solidarität mit Familie Liecke! Gewalt darf nie Mittel politischer Auseinandersetzung sein". GdP-Sprecher Benjamin Jendro drückte die Hoffnung aus, dass Liecke und die Polizeikollegen sich von der Tat nicht abschrecken lassen.

Der 47-jährige Liecke sagte der dpa, es gebe bisher keine Anhaltspunkte, "aus welcher Ecke das kommt". Es gebe einen engen Kontakt zum Landeskriminalamt. Die Familie sei jetzt deutlich wachsamer.

Insgesamt wurden laut Polizei im Jahr 2019 fast 600 Autos in Berlin von Kriminellen, Extremisten und Pyromanen angezündet oder durch Flammen beschädigt. Das waren 150 Fahrzeuge mehr als 2018. Brandstifter zündeten 358 Autos direkt an. 238 daneben stehende Wagen wurden durch die übergreifenden Flammen beschädigt oder zerstört. Ein kleiner Teil der Taten sei politisch motiviert.

Zuletzt hatte auch ein Brandanschlag auf das Auto eines Berliner Zeitungskolumnisten für Aufsehen gesorgt. In der Nacht zum 31. Dezember wurde der Wagen in Charlottenburg-Wilmersdorf angezündet. Auf einer linksextremen Internetseite bekannten sich anonyme Schreiber zu der Tat und warfen dem Journalisten ein reaktionäres Weltbild vor.

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