Krebserregendes Maisfutter:Giftmais-Skandal noch schlimmer als befürchtet

Noch mehr vergifteter Mais: Möglicherweise haben deutlich mehr Bauernhöfe giftiges Tierfutter bekommen als zunächst angenommen. Einige Futtermittelhersteller sollen Vertriebslisten viel zu spät eingereicht haben - das Landwirtschaftsministerium ist verärgert.

Von dem Skandal um verseuchtes Tierfutter sind weit mehr Landwirte betroffen als bisher bekannt. Die Behörden seien auf ein weiteres Futtermittelunternehmen gestoßen, das mit dem vom Schimmelgift Aflatoxin verseuchten Mais beliefert wurde, teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium am Samstag mit.

Nach derzeitigen Stand seien 4467 Betriebe, rund 900 mehr als bislang bekannt, von den Mais-Lieferungen betroffen, hieß es. Grund für den Anstieg seien unter anderem neue Erkenntnisse infolge einer Nachlieferung von Vertriebslisten. Ursprünglich hatte das Ministerium gar von 6457 Betrieben gesprochen. Nach dem Abgleich von Doppelnennungen wurde die Zahl dann aber auf 4467 korrigiert.

Zu den Abnehmern des Futters gehören auch Milchviehbetriebe, deren Milch ebenfalls kontrolliert werden sollte. Mit den amtlichen Kontrollen hatte das Land Niedersachsen am Samstagnachmittag begonnen. Am Abend waren 79 Milchproben untersucht worden. "Alle vorliegenden Proben konnten mit negativen Ergebnissen abgeschlossen werden. Die Milch ist nicht über dem Grenzwert mit Aflatoxin belastet", hieß es vonseiten des Ministeriums.

Ärger über Verzögerung

Der niedersächsische Verbraucherschutzminister Christian Meyer (Grüne) zeigte sich verärgert über die späte Lieferung von Vertriebslisten, die teils erst am Freitagnachmittag eingegangen seien: "Die verzögerte Zustellung zeigt, dass die Zusage der Wirtschaft, Daten im Rahmen der Verfügbarkeit innerhalb kürzester Zeit vorzulegen, nicht funktioniert." Die Futtermittelunternehmer seien angewiesen gewesen, ihre Listen bereits zum 26. Februar zu liefern. Er hatte zuvor stärkere staatliche Kontrollen gefordert.

Nach Betrug mit Pferdefleisch und Bio-Eiern war am Freitag mit verseuchtem Futtermais der dritte Nahrungsmittelskandal in Deutschland binnen weniger Wochen bekanntgeworden. Niedersächsische Futtermittelhersteller lieferten demnach 10.000 Tonnen Mais, die mit dem krebserregenden Schimmelpilz-Gift Aflatoxin verseucht waren, an Tausende Bauernhöfe in Deutschland und den Niederlanden. Dort wurde der Mais auch an Kühe verfüttert.

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