Krawalle in Stockholm:Polizei fordert Verstärkung gegen Randalierer

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Der Morgen danach - ausgebrannte Autos in Rinkeby. (Foto: AFP)

Sie zünden Autos und Schulen an und bewerfen Feuerwehrleute mit Steinen: Die Bewohner in Stockholms Vorstädten liefern sich seit Tagen Kämpfe mit der Polizei. Nun fordern die Beamten Unterstützung an.

Schon die fünfte Nacht in Folge liefern sich in mehreren Vororten und Stadtteilen Stockholms randalierende Bewohner Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mindestens acht Personen wurden deren Angaben zufolge festgenommen. Auslöser der Unruhen war der Tod eines Rentners durch Schüsse der Polizei in einem Stadtteil, der fast ausschließlich von Einwanderern bewohnt wird.

Die Feuerwehr musste zu 70 Bränden ausrücken. In Älvsjö, im Süden von Stockholm, ging eine Polizeiwache in Flammen auf. Auch ein Gemeindezentrum wurde zerstört. In Jordbro griff das Feuer von einem brennenden Auto auf ein Geschäft über. Feuerwehrleute, die versuchten, die Brände zu löschen, wurden mit Steinen beworfen. Angesichts der anhaltenden Krawalle forderte die Polizei der Hauptstadt Verstärkung aus anderen Landesteilen an.

In dem nördlichen Stadtteil Kista wurde eine Montessori-Schule angezündet. Die Schulleiterin sagte dem schwedischen Fernsehen, sie sei tagelang beunruhigt gewesen. Ihre Schule sei klein, das Gebäude aus Holz gebaut. "Viele mutige Eltern haben in den Nächten ein Auge auf unsere Schule gehabt, aber es hat nichts genützt", so die Schulleiterin.

Debatte über das wachsende Wohlstandsgefälle

Die schwedische Regierung wurde im Parlament für ihre Einwanderungspolitik kritisiert. Regierungschef Fredrik Reinfeldt wies die Vorwürfe der rechtspopulistischen Partei der Schwedendemokraten zurück, die hohe Jugendarbeitslosigkeit sei Hintergrund der Unruhen.

Eigentlicher Auslöser der Unruhen ist der Tod eines 69-jährigen Mannes in Husby, einem Problemviertel von Stockholm, in dem die Bevölkerung zu 80 Prozent aus Einwanderern besteht. Die Polizei hatte den Mann nach eigenen Angaben aus Notwehr erschossen. Anwohner vermuten einen rassistischen Hintergrund. Die Gewaltausbrüche sind im Laufe der Woche auf andere Vororte mit hohem Migrantenanteil übergegangen.

Die Ausschreitungen haben eine Debatte über das wachsende Wohlstandsgefälle in Schweden ausgelöst. Während es der Mehrheit der Bevölkerung wirtschaftlich gut geht, fühlen sich vor allem Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund zunehmend ausgegrenzt.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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