Krampuslauf:"Also sollten sie schon nüchtern sein"

Salzburg Holds Nighttime Krampus Parade

Ein Krampus aus Österreich, in diesem Fall in Salzburg, nicht in Kärnten.

(Foto: Getty Images)

Gegen die Halloweenisierung der Traditionen: Ein Alkoholverbot für Teilnehmer des "Villacher Krampuslaufs" soll Schlägereien verhindern. Ein Anruf bei Historiker Peter Wiesflecker.

Interview von Martin Zips

Erstmals gilt für die Teilnehmer des "Villacher Krampuslaufs" an diesem Freitag ein Alkoholverbot. Alkoholtestgeräte, die an alle 40 teilnehmenden Gruppen ausgegeben werden, sollen Gewaltexzesse, wie sie bei ähnlichen Veranstaltungen zuletzt beobachtet werden konnten, verhindern. Vor wenigen Tagen erst war es beim "Perchtenlauf" in Rennweg (Kärnten) zu wüsten Schlägereien und Sachbeschädigungen gekommen. Dazu ein Gespräch mit dem österreichischen Historiker und Religionswissenschaftler Peter Wiesflecker.

SZ: Herr Wiesflecker, sind Perchten und Krampusse für Alkoholexzesse gleichermaßen anfällig?

Peter Wiesflecker: Nein, überhaupt nicht. Die Percht ist eine dunkle Frauengestalt, die ursprünglich am Vorabend des Dreikönigstages von Haus zu Haus zieht und eine Art Segenszauber vollzieht. Eine obsessive Figur, die nur einmal im Jahr ihr Verlies unter strenger Bewachung verlassen darf.

Und der Krampus?

Der Krampus ist männlich und begleitet am Abend des 5. Dezember als pädagogisches Korrektiv den Nikolaus. Alkohol trinken sie nicht. Weder Percht noch Krampus.

Aber bei Krampus- und Perchtenläufen wird schon viel gesoffen, nicht? In Völkermarkt etwa haben benebelte Maskenträger im vergangenen Jahr gleich sechs Zuschauer verletzt.

Man hat den Eindruck, solche Läufe sind häufig eine Erfindung örtlicher Tourismusämter. In jedem Fall haben sie mit dem ursprünglichen Gedanken nichts mehr zu tun. Ich würde von "Eventisierung" sprechen. Und weil fast jede Gemeinde ihren eigenen Lauf veranstalten will, es aber dafür nicht ausreichend geeignete Gruppen gibt, finden die Läufe in einem immer größeren Zeitfenster statt. Es ist auch eine gewisse "Halloweenisierung" zu beobachten.

Das bedeutet?

Nicht mehr die Pädagogik oder der Segen stehen im Vordergrund, sondern der Schrecken als Effekt. Früher, in manchen Orten auch noch heute, gingen junge Burschen, etwa im Gailtal, als Percht verkleidet von Haus zu Haus und wurden für ihre Lieder und Glückwünsche von den Bewohnern mit Naturalien bedacht. Das geschah nach bestimmten Regeln und war nie mit Exzessen oder Gewalt verbunden.

Dr. PW

Peter Wiesflecker, 53, ist Archivar im Steiermärkischen Landesarchiv und Lehrbeauftragter an den Unis Graz und Wien. Den Krampusbrauch erforscht er seit Jahren.

(Foto: privat)

Sagen wir: selten.

Und sogenannte Krampusläufe gibt es sowieso erst seit ein paar Jahren.

Beim Krampuslauf in Villach werden am Freitag 15 000 Zuschauer erwartet. Neben Alkoholkontrollen sollen auch 20 Polizisten und 55 Aufpasser für Ordnung sorgen.

Für mich ergeben solche Veranstaltungen überhaupt keinen Sinn. Warum soll ein Krampus laufen und prügeln? Das ist eine Mode, der ich keine lange Dauer prophezeie.

Kann man also sagen: Eine Null-Promille-Grenze für Perchten und Krampusläufer ist geradezu zwingend?

So ist es. Denn gerade Percht und Krampus warnen den Menschen vor Zügellosigkeit und Exzess. Also sollten sie schon nüchtern sein.

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