Korruption:Londoner Polizei soll Pädophilenring gedeckt haben

  • Die Londoner Polizei soll in den 1970er Jahren den sexuellen Missbrauch von Kindern vertuscht und Ermittlungen gegen einen Pädophilenring massiv behindert haben.
  • Bekannte Politiker und Polizeibeamte sollen in die Machenschaften des Pädophilenringes verstrickt gewesen sein.
  • Auch von einem Mord an einem 12-jährigen Jungen durch einen ranghohen Londoner Polizisten ist die Rede.
  • Erst durch aktuelle Ermittlungen zum sexuellen Missbrauch von Kindern kamen die Missstände ans Licht.

Polizei deckte Pädophilenring

Londoner Polizeibeamte sollen in den 1970er Jahren einen großen Pädophilenring gedeckt haben. Erst durch aktuelle Ermittlungen kamen die Vertuschungsversuche von damals ans Licht. Nun ermittelt der unabhängige Beschwerdeausschuss der Polizei.

Anstatt im Fall der misshandelten Kinder ihre Arbeit zu tun, soll die Londoner Polizei Beweismaterial unterdrückt, Ermittlungen hinausgezögert und Verbrechen vertuscht haben. Beamte aus London und anderen Polizeistationen des Landes sollen nicht nur von den Machenschaften des Pädophilenringes gewusst haben, sondern auch selbst in diese verstrickt gewesen sein, schreibt der Guardian.

"Die Lage ist äußerst ernst und zeugt von Korruption auf allerhöchster Ebene", zitiert die BBC die stellvertretende Vorsitzende des ermittelnden Ausschusses, Sarah Green. Die Vorwürfe seien im Zuge aktueller Ermittlungen gegen Politiker und prominente Personen wegen sexuellen Missbrauchs aufgekommen. Es sei immer deutlicher geworden, dass frühere Nachforschungen in diesem Bereich vorsätzlich behindert wurden. Einige der Verbrechen wurden sogar vollkommen vertuscht, schreibt die BBC.

Untersuchungen wurden gestoppt

Unter anderem soll ein hochrangiger Beamter der Londoner Polizei in den späten 1970er Jahren die Überwachung eines Politikers gestoppt haben. Die Entscheidung wurde durchgesetzt, obwohl eindeutige Informationen vorlagen, die auf die Beteiligung des Politikers bei pädophilen Aktionen hinwiesen, schreibt der Daily Mirror.

In einem anderen Fall soll nach Informationen des Guardian die Überprüfung eines verdächtigen Gebäudes im Dolphin Square, nahe dem Parlamentsviertel Westminster, abgebrochen worden sein. Das Gebäude soll einem großen Pädophilenring als Quartier gedient haben. Den beteiligten Beamten wird vorgeworfen, die Ermittlungen bewusst behindert zu haben, weil sie auf die Verstrickung ihnen nahestehender Personen stießen.

Hochrangige Polizisten und Politiker sind verwickelt

Im vergangenen November meldete sich ein mutmaßliches Missbrauchsopfer zu Wort, das vor 30 Jahren den Mord eines 12-jährigen Jungen durch einen Londoner Polizisten innerhalb des Gebäudes in der Dolphin Square beobachtet haben will. Zwei weitere Jungen sollen dort durch andere Pädophile getötet worden sein.

Als besonders heikel gilt ein Dokument, das in der Wohnung eines pädophilen Straftäters gefunden wurde. Nach Informationen des Guardian finden sich auf der Liste Namen hochrangiger Polizisten und bekannter britischer Politiker, die in Kontakt zu dem großen Pädophilenring stehen sollen. Trotz der belastenden Hinweise unternahm die Polizei jedoch nichts und ließ auch von weiteren Ermittlungen gegen den Pädophilenring ab.

"Vorwürfe sind von tödlichem Ernst"

Der leitende Kriminalinspektor Clive Driscoll ermittelte schon 1998 zu ähnlichen Vorfällen, die bereits 1980 im Lambeth Waisenhaus stattgefunden haben sollen. Auch er erfuhr massiven Widerstand von Seiten seiner Vorgesetzten. Seine Arbeit sei schon damals "für eine Vielzahl von Leuten zu unangenehm" gewesen, sagte Driscoll.

"Wir werden die Ermittlungen aufnehmen und allen Hinweisen nachgehen. Vorwürfe wie diese sind von tödlichem Ernst und wir werden in unseren Ermittlungen so gründlich und stichhaltig vorgehen wie möglich", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Ermittlungsausschusses.

Insgesamt liegen dem Untersuchungsausschuss 16 mutmaßliche Korruptionsfälle zur Überprüfung vor.

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