Korea:Kimchi-Patt

Nordkoreanisches Kraut wird Weltkulturerbe. Die Unesco korrigiert damit einen zwei Jahre alten Fehler.

Von Christoph Neidhart

Wenn sich im Spätherbst in Korea die Familien versammeln, um Kimchi zu machen, dann hat jede ihr eigenes Rezept. Viele legen das Sauerkraut, das bei keiner Mahlzeit als kalte Beilage fehlen darf, auch heute noch selber ein, im Süden wie im Norden, manchmal machen das ganze Dörfer gemeinsam. Der Kohl wird mit viel Fisch, Muscheln, Knoblauch und Gewürzen in großen Steinguttöpfen vergoren. Das weiße Kimchi ist nur sauer, das bekanntere, vom Chilipfeffer rot verfärbte, überdies sehr scharf. Es gibt auch Gurken- und Rettich-Kimchi und eines aus Knoblauch-Grün. Kimchi ist das koreanischste aller Lebensmittel, weshalb es nur logisch war, dass die Unesco vor zwei Jahren Kimchi und auch Kimjang, das traditionelle gemeinsame Einlegen, ins Weltkulturerbe aufgenommen hat. Allerdings: als Gericht aus Südkorea, weshalb es nur logisch war, dass sich Nordkorea darüber empörte. Der Norden hält sich schließlich für das koreanischere Korea, außerdem, so zürnte Pjöngjang, sei das nordkoreanische Kimchi sowieso das bessere, weniger scharf, weil mit weniger Chili zubereitet. Nun holt die Unesco in der kommenden Woche ihr Versäumnis nach. Um den Schein zu wahren, korrigiert sie ihr Versehen damit, dass sie das hellere Kimchi als nordkoreanisch registriert. Als ob sie vor zwei Jahren nicht alle regionalen Varianten mit eingeschlossen hätte. Im Kimchi-Krieg ist dann das Patt zwischen den beiden Koreas wiederhergestellt, manchmal ist Sauerkraut eben auch ein bisschen Politik.

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