Süddeutsche Zeitung

Kommunalpolitiker führt "Männerparkplätze" ein:"Ich bin ein Befürworter der Gleichberechtigung"

Frauen sind die schlechteren Autofahrer und einparken können sie sowieso nicht. Ein überholtes Geschlechterklischee? Nicht für den Bürgermeister des Städtchens Triberg im Schwarzwald. Gallus Strobel hat in seinem Ort eigene Männerparkplätze ausgeschrieben. Die sind anspruchsvoll zu befahren und deshalb nur was für echte Könner hinterm Steuer. Ein Anruf.

Johanna Bruckner

Die Fähigkeit zum Multitasking wird Männern gemeinhin abgesprochen. Gallus Strobel, Bürgermeister des Städtchens Triberg im Schwarzwald, kann zumindest gleichzeitig Autofahren und Interviews geben - selbstverständlich via Freisprecheinrichtung. Da sich der CDU-Politiker selbst jedoch in der Öffentlichkeit als großer Anhänger von Geschlechterklischees präsentiert, ist das Talent wohl schlicht aus der Not heraus geboren. Strobel hat in einem neuen Parkhaus seines Ortes spezielle "Männerparkplätze" ausgeschrieben. Die sind nach Aussage des Begründers "sehr schwer zu befahren" und seien deshalb besonders geeignet für Vertreter seines eigenen Geschlechts. Genderkonforme Politik ist das nicht, aber durchaus öffentlichkeitswirksam. Der 58-Jährige ist ein gefragter Gesprächspartner.

Gallus Strobel: Ich sag' Ihnen, Frau Bruckner, ich hänge heute nur am Telefon. Eigentlich bin ich gerade auf dem Weg zu einem Termin in Freiburg. Heute Nachmittag habe ich dann noch viele Radiointerviews ...

Süddeutsche.de: Und wer ruft Sie so an - Frauen oder Männer?

Strobel: Mehrheitlich Frauen.

Süddeutsche.de: Wie kommt Ihre Idee bei denen an?

Strobel: Gut! Sehen Sie, ich bin ein Befürworter der Gleichberechtigung. Für Frauen haben wir in der Parkgarage zwölf spezielle Parkplätze: Die sind besonders breit, gut ausgeleuchtet und vom Treppenhaus schnell zu erreichen. Ich dachte mir: So was sollten wir auch für Männer einführen! Also haben wir in unserem neuen dreistöckigen Parkhaus Frauen- und Männerparkplätze ausgezeichnet.

Süddeutsche.de: Und wie unterscheiden die sich?

Strobel: In die Männerparkbuchten muss man schräg einfahren und aufpassen, dass man nicht an den Begrenzungsstein schrammt. Die Parkplätze sind ein Reiz für jeden ambitionierten Autofahrer. Aber Männer sind solchen Herausforderungen ja in der Regel ein bisschen besser gewachsen als Frauen.

Süddeutsche.de: Haben Sie selbst schon dort eingeparkt?

Strobel: Ja, dreimal - ohne Probleme.

Süddeutsche.de: Männer sind also die besseren Autofahrer.

Strobel: Wenn Sie das unbedingt so schreiben wollen ...

Süddeutsche.de: Ich frage Sie. Ihnen muss doch klar sein, dass Sie mit Ihrer Idee alle Klischees zum Thema Frau am Steuer bedienen.

Strobel: Natürlich gibt es auch super Autofahrerinnen! Als ich den Einfall zu den Männerparkplätzen hatte, war mir klar, dass sich einige Vertreter der Political Correctness aufregen würden. Aber bisher habe ich fast nur positives Feedback bekommen. Die meisten verstehen, dass das Ganze mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist. Ich leiste einen Beitrag zum Humor in der Gesellschaft.

Süddeutsche.de: Also alles ein großer Spaß?

Strobel: Im Gegenteil. Mit der Initiative bringe ich Triberg in die Medien, das ist einfach auch Werbung für unsere Stadt. Ein Mann hat mir gemailt, dass er die Idee super findet und sich überlegt, einen Ausflug in den Schwarzwald zu machen, nur um die Parkplätze zu testen. Und es haben sich auch Frauen gemeldet, die sich der Herausforderung stellen wollen. Die sind selbstverständlich herzlich eingeladen!

Süddeutsche: Haben Sie nicht die Befürchtung, dass Ihr Parkhaus nun überrannt wird, weil alle ihr Glück an den Männerparkplätzen versuchen wollen?

Strobel: Es gibt ja nur zwei davon. Wenn die voll sind, muss man mit einem der anderen 220 Parkplätze vorliebnehmen.

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