Kommentar:Hickhack um den Hühnerhof

Hinter dem Streit um die Stallpflicht stecken vor allem wirtschaftliche Interessen: Die Geflügelindustrie nutzt ihre Chance, die Freilandhaltung vom Markt zu verdrängen.

Christina Berndt

Die Argumente im Streit um die Stallpflicht für Hühner klingen alle hochmoralisch - gleich, welchem Ziel sie dienen. Mal soll das Wegsperren eine Aktion zum Schutz der Menschen vor der Vogelgrippe sein. Mal wird beteuert, es diene auch dem Wohl der Vögel. Schließlich drohe ein großes Schlachten, wenn das hoch ansteckende Virus H5N1 erst einmal deutsche Bestände befallen habe.

Doch hinter dem Streit stecken vor allem wirtschaftliche Interessen - und zwar nicht nur, weil das Töten der Tiere für deren Besitzer finanzielle Verluste bedeutet: Die Geflügelindustrie nutzt auch ihre Chance, die kostspieligere Freilandhaltung vom Markt zu verdrängen.

Die Gefahr, dass die Vogelgrippe auf dem Luftweg nach Deutschland kommt, schätzen Fachleute derzeit als gering ein. Die Routen der Zugvögel führen von den betroffenen Gebieten in Rumänien und der Türkei zunächst nach Süden.

Einsperren zwecklos

Erst im Frühjahr wird sich die Lage verändern. Dann müssen die fliegenden Rückkehrer gut überwacht werden. Dass das massenhafte Einsperren des Geflügels viel nützen wird, ist aber auch dann unwahrscheinlich. Denn Forschungsarbeiten zeigen, dass sich Hühner in Legebatterien kaum weniger mit Vogelgrippe anstecken als an der frischen Luft.

Vor diesem Hintergrund erscheinen Forderungen mancher Geflügelzüchter nach der Stallpflicht eher als Versuch, sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Die Verbraucher werden kaum einsehen, weshalb sie für Eier von weggesperrten Freilandhühnern mehr bezahlen sollen. Und nicht alle Betriebe mit Freilandhaltung können die Produktion ohne weiteres in den Stall verlegen. Sie drohen so aus dem Geschäft gedrängt zu werden - zugunsten anderer Züchter

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