Kolumbien:Drogenkartell setzt Kopfgeld auf Spürhund aus

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Lebt jetzt sehr gefährlich: Sombra, äußerst erfolgreiche deutsche Schäferhündin, die für die kolumbianische Antidrogen-Polizei arbeitet. (Foto: Fernando Vergara/AP)

Zehn Tonnen Kokain hat die Polizeihündin Sombra schon erschnüffelt. Jetzt will der kolumbianische Drogenboss Otoniel sie töten lassen.

Von Boris Herrmann, Rio de Janeiro

Es ist schwer zu verifizieren, wann Otoniel endgültig genug hatte von Sombra. Wann er beschloss, sie töten zu lassen. Otoniel, 46, kann man dazu nicht befragen, er lebt seit vielen Jahren im Untergrund und gilt als der meistgesuchte Drogenboss Kolumbiens. Und Sombra, 6, redet auch nicht. Sie arbeitet für die kolumbianische Antidrogen-Polizei. Als unerhört erfolgreicher Spürhund.

Otoniel, der mit bürgerlichem Namen Dairo Antonio Úsuga heißt, hat offenbar ein Kopfgeld von 200 Millionen Pesos (etwa 60 000 Euro) für die Ermordung von Sombra ausgesetzt. Das berichten mehrere kolumbianische Medien mit "Verweis auf Ermittlerkreise". Coronel Oscar Solarte, der Chef der Antidrogenabteilung der kolumbianischen Polizei, bezeichnete die deutsche Schäferhündin voller Stolz als "Otoniels Alptraum". Vielleicht war es auch diese Provokation, die den Capo dazu bewegte, seine Berufskiller diesmal nicht wie üblich auf verfeindete Gangmitglieder, Menschenrechtler, Journalisten oder Polizisten anzusetzen, sondern auf einen Hund.

Der fieseste Bösewicht des Landes gegen ein Tier mit einem sehr feinen Näschen - das klingt wie eine Folge aus der alten Fernsehserie Lassie. Aber wenn die Heldengeschichten stimmen, die jetzt in den kolumbianischen Abendnachrichten erzählt werden, dann geht es hier keineswegs nur um eine modernes Märchen, sondern auch um unfassbar viel Geld. Sombra ("Schatten") hat demnach in den vergangenen drei Jahren knapp zehn Tonnen Kokain des von Otoniel gelenkten Golf-Clans erschnüffelt. In den USA und Europa hätte diese Menge einen Straßenverkaufswert von weit über einer Milliarde Euro.

Die Polizeihündin selbst steht jetzt unter Polizeischutz

Sombra trat schon als Welpe in den Polizeidienst. Sie war zunächst vor allem in der Stadt Turbo an der Atlantikküste im Einsatz. Von dort schickt der Golf-Clan, auch als Urabeños bekannt und berüchtigt, immer wieder kostbar beladene Schnellboote in Richtung Zentralamerika und die USA. In Turbo fand Sombra nach Polizeiangaben 5,3 Tonnen Kokain. Weitere vier Tonnen spürte sie in der Drogenhochburg Urabá sowie den karibischen Hafenstädten Barranquilla und Santa Marta auf. Am 20. Juli, dem kolumbianischen Unabhängigkeitstag, wurde sie für ihre Verdienste im Rahmen einer Militärparade mit einer Medaille geehrt. Das alles konnte Otoniel nicht gefallen. Er ist es nicht gewohnt, öffentlich erniedrigt zu werden, schon gar nicht von einem Tier, das als sehr zahm gilt und sich gerne von Kindern streicheln lässt.

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Inzwischen steht die Polizeihündin unter Polizeischutz und setzt ihre Mission im gut gesicherten Terminal des internationalen Flughafens von Bogotá fort. Auch dort stellte sie ihre detektivischen Fähigkeiten schon unter Beweis. Der Sender "Noticias Caracol" zeigte Bilder, auf denen Sombra im Frachtbereich des Airports eine verdächtige Industriemaschine inspiziert. Eingeschweißt unter einer zehn Zentimeter dicken Metallplatte fanden die Drogenfahnder dann tatsächlich 77 Kilo Kokain.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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