Drogenhandel und Gewalt in Kolumbien:Das Erbe des Drogenbosses

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Der mächtige Clan-Chef Otoniel wurde gefasst und an die USA ausgeliefert, doch das hat die Lage in Kolumbien alles andere als beruhigt. Seine Nachfolger haben das Land mit einem blutigen Generalstreik lahmgelegt, der vor allem eine Botschaft aussendet: Wir sind noch da!

Von Christoph Gurk, Buenos Aires

Es war früher Morgen, als Francisco Miguel Lopez seinen Bananenstand in Cereté aufschloss. Das Städtchen liegt im Norden Kolumbiens, einstöckige Häuser, eine strahlend weiße Kirche, ein kleiner Markt. Am vergangenen Donnerstag tauchten plötzlich maskierte und bewaffnete Männer zwischen den Ständen auf, berichtet die lokale Zeitung La Razón. Geht nach Hause, sagten sie, niemand solle sich auf der Straße blicken lassen. Als ein paar Händler sich wehrten, krachten Schüsse, und kurz darauf lag Francisco Miguel Lopez tot am Boden: das erste, aber nicht das einzige Opfer einer beispiellosen Machtdemonstration von Drogenhändlern in Kolumbien. Seit Donnerstag galt fast überall im Norden des Landes eine strikte Ausgangssperre: Videos im Netz, deren Wahrheitsgehalt sich allerdings nicht überprüfen lässt, zeigten gespenstisch leere Straßen, verrammelte Läden und immer wieder Autos und Busse, die in Brand gesteckt worden sein sollen, weil die Fahrer entgegen den Anweisungen ihre Häuser verlassen hatten.

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