Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Kohl und Kindeswohl

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Eine Studie zeigt: Schon im Mutterleib bringt das Gemüse Babys zum Weinen. Die Hoffnung auf kohlessende Kleinkinder besteht trotzdem.

Von Anna-Lena Jaensch

Der Winter naht, und die Schilder in der Gemüseabteilung des Supermarkts lösen wehmütige Erinnerungen an den zurückliegenden Sommerurlaub aus: Zucchini aus Spanien, Tomaten aus der Türkei. Das wohlig-warme Gefühl im Bauch kann jedoch schnell vergehen beim Gedanken an die Klimabilanz solcher Importware. Also kommen bei manchem lieber die regionalen Produkte in den Einkaufswagen und später auf die Teller - und wer Kinder hat, weiß: Hier beginnt er, der Kampf. Löffelchen um Löffelchen. Es hilft kein Überbacken, kein Frittieren, kein Panieren. Kinder und Kohl? Keine Chance.

Wer in der kindlichen Ablehnung des Wintergemüses einen Angriff auf die eigenen Koch- oder Überredungskünste wähnt, liegt jedoch falsch: Schon im Mutterleib, wenn die Sprösslinge also noch gar nicht wissen, wem persönlich sie ihre Nahrungszufuhr zu verdanken oder vorzuwerfen haben, bringt Kohl Babys zum Weinen. Bei einer Studie an der Universität Durham in England wurden die verzerrten Gesichter der Föten per Ultraschall aufgezeichnet, nachdem die Mütter eine Kapsel mit Kohlpulver geschluckt hatten. Ist das das Ende der Kohlsuppe am Familientisch?

Co-Autorin Jackie Blissett von der Aston University in Birmingham gibt Entwarnung: "Wenn der Fötus weniger ,beliebten' Geschmacksrichtungen wie Kohl ausgesetzt wird, könnte dies bedeuten, dass er sich an diese Geschmacksrichtungen im Uterus gewöhnt", sagte sie der Fachzeitschrift Psychological Science. Die Hoffnung auf kohlessende Kleinkinder besteht also. Wer sein Baby nicht zum Weinen bringen möchte, bevor es überhaupt auf der Welt ist, kann auf ein einfaches Mittel zurückgreifen: Karotten, auch das ist ein Ergebnis der Studie, bringen Babys nämlich schon im Bauch der Mutter zum Lächeln.

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