Königshaus:Pakistanischer Anwalt fordert Queen Mums Kronjuwelen (zurück)

Krone der britischen Queen Elisabeth

Die Krone der britischen Queen Elisabeth

(Foto: dpa)

In dem Kopfschmuck befinde sich ein gestohlener Edelstein. Die Rückgabe könne aber bis zum Tod von Elisabeth II. warten.

Er ist einer der berühmtesten Edelsteine der Welt und unschätzbar wertvoll: der "Koh-i-noor", ein 109 Karat großer Diamant. Seit 1937 sitzt er als zentrales Stück in der Krone der verstorbenen englischen Königin Elisabeth - Queen Mum - und wird als Teil ihrer Kronjuwelen im Tower in London ausgestellt.

Doch jetzt fordert ein Mann aus Pakistan den Stein zurück. Javed Iqbal Jaffry, ein Anwalt und Künstler, hat dazu beim Höchsten Gericht der im Osten des Landes gelegenen Provinz Punjab eine Petition eingereicht. Seine Begründung: Die Briten hätten den Diamant seinerzeit gestohlen.

Entgegen vieler Erwartungen ließ das Gericht bereits eine Anhörung zu. Der Titel: "Sayyed Mohammad Jawaid Iqbal Jafree gegen ihre Majestät Königin Elisabeth". In zwei Wochen gibt es einen neuen Termin. Dann sollen der pakistanische Generalstaatsanwalt und der Generalanwalt der Provinz sagen, ob ein offizielles Verfahren gegen die britische Königin Elisabeth eröffnet werden kann.

Der 77-jährige Künstler Javed Iqbal Jaffry, der zusätzlich unentgeltlich als Anwalt arbeitet, kämpft bereits seit Jahrzehnten für die Rückgabe des Diamanten. Er liebe England, aber die Rückgabe gestohlener Kunst und Kulturgegenstände sei eine moralische Pflicht, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Auch eine Gruppe aus Indien meldet Ansprüche an

Jaffry sagt, der Stein sei dem 14-jährigen Maharadscha Daleep Singh in Lahore (früher Ostindien, heute Pakistan) um 1849 von Mitgliedern der britischen Ost-Indischen Handelsgesellschaft weggenommen worden. Eine Konzession will er den Briten jedoch gewähren: Der Diamant soll erst nach dem Tod von Königin Elisabeth II. aus der Krone ihrer Mutter entfernt werden. Denn die aktuelle Queen habe auf jeden seiner Briefe zum "Koh-i-Noor" geantwortet. "Eine höchst würdevolle und schöne Dame", nennt er sie.

Aber nicht nur aus Pakistan werden Ansprüche auf den Diamanten angemeldet: Auch eine Gruppe Inder reklamiert, der "Koh-i-noor" sei vor vielen Jahrhunderten auf heutigem indischen Boden gefunden worden. Wo genau, darüber streiten Historiker. Er ist wohl durch viele Hände gegangen, bis er beim Maharadscha von Punjab landete. Die Inder wollen ihre Besitzansprüche mit einem Gerichtsverfahren in London einklagen.

Die britische Regierung erklärte auf Anfrage, der Diamant sei Teil der Kronjuwelen, man könne über dessen Zukunft nicht entscheiden. In Indien und Pakistan wird die Kolonialherrschaft der Briten als eine Zeit der Unterdrückung und Ausbeutung wahrgenommen. Der indische Parlamentsabgeordnete Shashi Tharoor hatte vor einigen Monaten gesagt: "Es ist ein bisschen viel, erst 200 Jahre lang zu versklaven, zu töten, zu foltern, zu verstümmeln, und dann die Tatsache zu feiern, dass am Ende Demokratie herauskam." Großbritannien habe Indiens Reichtum abgesaugt, um die industrielle Revolution Europas anzutreiben. Deswegen müsse es endlich Reparationszahlungen tätigen - auch um zu sagen: Es tut uns leid.

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