Süddeutsche Zeitung

Margrethe II. wird 80:Dänemark singt für seine Königin

Königin Margrethe II. wird 80 und hat alle Feierlichkeiten abgesagt. Zu Haues bleiben lautet in diesem Jahr ihr Motto. Doch die Dänen haben sich etwas ganz besonderes einfallen lassen.

Allein zuhause: Margrethe II. von Dänemark winkt vom Schloss Fredensborg. Sie feiert an diesem Donnerstag ihren 80. Geburtstag. Alle Aktivitäten und Feierlichkeiten zu Ehren der Königin wurden aber wegen der Corona-Krise vorab abgesagt. Ein wenig gefeiert wurde die beliebte und bisweilen ziemlich exzentrische Monarchin dann aber doch.

Im ganzen Land stimmten Bürger um Punkt 12 Uhr von zu Hause aus, in der Schule oder in Parks in eine Reihe von Ständchen an, wie Aufnahmen der Sender DR und TV2 zeigten. Angeführt von professionellen Musikern sangen sie unter anderem den Geburtstagsklassiker "I dag er det Dronningens fødselsdag" (Heute ist der Geburtstag der Königin) sowie das von Nationaldichter Hans Christian Andersen geschriebene Lied "I Danmark er jeg født" (In Dänemark bin ich geboren).

Und auch vor dem Schloss war am Mittag einiges los. Initiiert hatte das Ständchen eine Facebook-Gruppe namens "Danmark synger for dronningen" (Dänemark singt für die Königin). Das Ziel der Gruppe war es, eine Million Sänger zusammenzubekommen. "Damit wir im ganzen Land zu hören sind." In einem kurzen Videoclip bedankte sich die Königin für die gesungenen Gratulationen. "Das war wirklich eine fantastische Erfahrung. Das geht gleich ins Herz."

Als Kind war sie so schüchtern, dass ihre Mutter nicht daran glaubte, sie werde eines Tages Königin. Heute gilt die 80-jährige Margrethe II. von Dänemark, im Bild bei einem Dresdenbesuch, nicht nur als eine der exzentrischesten Figuren im europäischen Hochadel, sondern auch als besonders volksnah.

Geboren am 16. April 1940 wurde aus Margrethe, hier mit Prinzgemahl Henrik, erst mit 13 Jahren durch die Änderung der dänischen Verfassung Thronfolgerin. Zuvor hatte diesen Platz ihr Onkel Knut beansprucht. 1972 bestieg sie den dänischen Thron, zuvor hatte sie unter anderem in Paris an der Sorbonne studiert. Diese Zeit hat sie sehr geprägt. Später übersetzte sie etwa auch ein Buch der Feministin Simone de Beauvoir ins Dänische.

Ihre unkonventionelle Art zeigt sich auch in ihrem Kleidungsstil. Die Königin hüllt sich auch mal in einen Regenmantel wie 2017 bei der Abnahme einer Reiterparade. Während ihr Sohn, Kronprinz Frederik, seine Frau Prinzessin Mary und deren vier Kinder Isabella, Josephine, Vincent und Christian blaue Windjacken übergeworfen haben, leuchtet die Königin in allen Farben, die eine Blumenwiese zu bieten hat.

Ebenso ist sie eine Königin, die sich in der Öffentlichkeit eine Zigarette anzündet, wie bei einem Galadinner 1999 in New York. Nach anhaltender Kritik an ihrem Zigarettenkosum, raucht die Monarchin jetzt aber nur noch in ihren Privatgemächern.

Bei einem Empfang in London lernt Margrethe den französischen Grafen Henri de Laborde de Monpezat kennen und lieben. Sie heiraten 1967. Er: Nicht nur adlig, sondern auch im Beruf erfolgreich. Diplomat mit vielen Karriereoptionen. Schnell wird klar: Prinz Henrik, wie er fortan heißt, schwebt mehr vor, als nur ein Leben als Prinzgemahl. In seinem Frust hatte er einst sogar geplant, gemeinsam mit Prinz Philipp, dem Mann von Queen Elizabeth II., eine Gewerkschaft für Prinzgemahle zu gründen.

Gemeinsam war dem Paar auf jeden Fall die Liebe zu Hunden. Viele Jahre lang haben Dackel die Königin und den Prinzgemahl überallhin begleitet. Auf dem Kopenhagener Flughafen gibt es einen eigenen Grünstreifen für die Tiere, der nicht von Zollhunden genutzt werden darf. Ein Schild mit einem gekrönten Dackel setzt sie davon in Kenntnis.

Prinz Henrik starb im Februrar 2018. Ein schwerer Verlust für Margrethe. "Er kommt nicht mehr zur Tür rein und fragt, ob wir dies oder das machen sollen. Das muss ich selbst entscheiden. Damit muss ich lernen zu leben, und das tue ich auch", sagte sie ein halbes Jahr nach Henriks Tod im Jahr 2018.

Zu ihrem Geburtstag hat die Königin in diesem Jahr alle Feierlichkeiten abgesagt: "Wir alle haben eine besondere Verantwortung, aufeinander zu achten und zusammen dazu beizutragen, dass Dänemark gut durch die großen Herausforderungen kommt, vor denen das Land steht", erklärte sie.

Auch für die zu erwartenden Blumengrüße (wie diesen, den sie 2000 bei einem Besuch des dänischen Pavillons auf der Expo in Hannover überreicht bekam), wünscht sie Margrethe, die Sträuße mögen nicht an sie, sondern an ältere Menschen in ihrem Land geschickt werden.

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