Die Porträts, welche die britische Königsfamilie regelmäßig von sich anfertigen lässt, sind von unterschiedlicher Qualität und geben oft zu Spekulationen und Skandalen Anlass. So entlockte das Bildnis Prinz Philips, das der Maler Stuart Pearson 2012 anfertigte, dem Herzog von Edinburgh die altmodische Missfallensäußerung "Gadzooks!", weil es ihn überraschend mit nacktem Oberkörper zeigte. Und das Porträt, das der Fernsehmaler Rolf Harris 2005 von Queen Elizabeth II. schuf, wurde zwar zeitweise zum populärsten Bildnis der Königin, verschwand dann aber in der Versenkung, nachdem Harris wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger verurteilt worden war.
Auch König Charles III. ist schon oft gemalt worden, aber bisher immer nur in seiner Funktion als Prince of Wales. Jetzt hat Charles im Buckingham-Palast das erste Porträt enthüllt, das nach seiner Thronbesteigung vollendet wurde. Der Londoner Maler Jonathan Yeo ist auf Porträts spezialisiert und hat vier Jahre für sein neues Werk gebraucht. Das zweieinhalb Meter hohe Königsporträt ist vor allem eines: sehr rot. Bei manchem rabiaten Vorgänger wie Richard III. oder Henry VIII. würde man da gleich an Blut denken, doch im Falle des friedliebenden Charles stammt die Inspiration wohl vor allem von der roten Uniformjacke der Welsh Guards, die der König trägt. Ganz traditionell wie auch die Orden und der Säbel, die ihm etwas vom militärischen Glanz früher Monarchen verleihen.
Besonders ist vor allem der Schmetterling, der auf des Königs rechter Schulter landet. Es handelt sich um einen Monarchfalter. Einige Unterarten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Wer aber glaubt, der Maler habe hier subversiv eine Prophezeiung über das baldige Aussterben der Windsors ins Bild geschmuggelt, irrt: Die Idee kam von Charles selbst. So würden Schulkinder ihn auch noch in 200 Jahren sofort erkennen, sagt Yeo - den König mit dem Schmetterling, einem Symbol für "Metamorphose und Erneuerung". Davon kann die britische Monarchie ja auch einiges brauchen.