Kölner Stadtarchiv:Khalil ist tot

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Traurige Gewissheit: Der unter den Trümmern des eingestürzten Kölner Stadtarchivs gefundene zweite Tote ist der vermisste Student Khalil G.

Der am Donnerstagabend aus den Trümmern des eingestürzten Kölner Stadtarchivs geborgene Tote ist zweifelsfrei der vermisste 24-jährige Student Khalil G. Der Vater habe seinen Sohn am Freitagmittag identifiziert, teilte die Polizei mit. Der Leichnam war nach neuntägiger Suche in gut neun Metern Tiefe entdeckt worden und zur Obduktion in die Rechtsmedizin gebracht worden.

In der Nacht ist in den Trümmern des Kölner Stadtarchivs eine zweite Leiche geborgen worden. (Foto: Foto: ddp)

Der Tod sei sofort, noch während des Hauseinsturzes am 3. März, eingetreten. Das zeige sein äußeres Erscheinungsbild und auch der Umstand, dass er unter Kellerniveau und von einer meterdicken Trümmerschicht bedeckt gefunden wurde. Am Sonntag war ein 17-Jähriger tot geborgen worden.

Nach tage- und nächtelanger Suche hatten die Hilfskräfte am Donnerstag den zweiten Vermissten aus den Trümmern des Stadtarchivs geborgen. Gegen 18.00 Uhr hätten die Spürhunde auf dem Grundstück des ehemaligen Hauses an der Severinstraße Nummer 230 angeschlagen, teilte die Polizei mit. Dort hatten Khalil G. und ein 17-Jähriger im Dachgeschoss gewohnt. Beim Einsturz am Dienstag vor einer Woche hatte das Kölner Stadtarchiv dieses Nachbargebäude mitgerissen. Opferschützer hätten sofort die Eltern von Khalil G. informiert, dass ihr Sohn möglicherweise gefunden worden sei, hieß es.

Die Leiche wurde 9,50 Meter unter dem Straßenniveau an der sogenannten Schlitzwand gefunden, die das Erdreich beim Bau des unterirdischen Bahnhofs abstützen soll. Sie lag nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der die Bergungsmannschaft am vergangenen Sonntag die Leiche des ersten Vermissten gefunden hatte, aber wesentlich tiefer.

Die Rettungskräfte begannen, die Leiche vorsichtig mit den Händen freizulegen. Zuletzt lag noch eine Betonplatte im Weg. "Wir sind froh, dass wir ihn gefunden haben", zeigte sich ein Feuerwehrsprecher erleichtert. Im schlimmsten Fall hatten sie sich auf eine mehrwöchige Suche eingestellt. Die Helfer hatten unter widrigen Umständen nach den insgesamt zwei Vermissten an der Einsturzstelle gesucht. Nachdem Spürhunde am Donnerstagnachmittag angeschlagen hatten, zeigten sie sich "vorsichtig optimistisch". Bisher haben die Hilfskräfte 3055 Tonnen Schutt von der Unglücksstelle abgetragen.

Noch am Nachmittag hatte sich Khalils Vater an der Unglücksstelle ein Bild von den Arbeiten gemacht. Nach Angaben der Stadt wollte er Kontakt zu den Eltern des zweiten vorher geborgenen Opfers aufnehmen, "weil sich in der gemeinsamen Trauer manches besser verarbeiten ließe".

Oberbürgermeister Fritz Schramma dankte den Rettungskräften und der Polizei für ihre Arbeit. "Die Einsatzkräfte haben in den vergangenen Tagen alles Menschenmögliche getan, umso schnell wie möglich den zweiten Vermissten zu finden", teilte er mit. "Die ganze Stadt betrauert nun das zweite Todesopfer, das dieses schreckliche Unglück gefordert hat." Der Einsturz geht vermutlich auf den unmittelbar benachbarten U-Bahn-Bau zurück.

Der Vorstandssprecher der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Jürgen Fenske, sagte bei einer Sondersitzung des Stadtrats, es sei noch keineswegs sicher, wer an dem Unglück schuld sei. Er bestritt, dass den KVB seit längerem Grundwasser-Probleme in der Baugrube neben dem Archiv bekanntgewesen seien. KVB-Beschäftigte würden zurzeit übel beschimpft und für den Einsturz verantwortlich gemacht, beklagte er.

Die Feuerwehr hatte tagsüber weiter an einem Schutzdach über der Einsturzstelle gebaut. Damit sollen die in den Trümmern liegenden Archivdokumente vor Regen geschützt werden. Das Historische Stadtarchiv Kölns galt als das bedeutendste in ganz Deutschland.

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