Köln:Polizei-Kommunikation der Silvesternacht lässt sich nicht rekonstruieren

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In der Silvesternacht waren am Kölner Hauptbahnhof Frauen sexuell belästigt und augeraubt worden. (Foto: dpa)
  • Telefondaten der Polizei zur Aufklärung der Kölner Silvesternacht fehlen und können nicht rekonstruiert werden.
  • Das wurde in einer Sondersitzung des Düsseldorfer Silvester-U-Ausschusses klar.
  • In der Silvesternacht waren in Köln Frauen massenhaft drangsaliert, ausgeraubt oder sexuell belästigt worden.

Hat ein Anrufer im Auftrag des Innenministeriums Druck auf die Kölner Polizei ausgeübt, um das Wort "Vergewaltigung" aus einem Bericht zur Silvesternacht zu streichen?

Auch auf diese Frage soll der U-Ausschuss Antwort geben - dafür müsste man die Telefonate der Polizei dieser Nacht allerdings rekonstruieren. Doch das geht nicht, wie in einer Sondersitzung des Düsseldorfer Landtags-Untersuchungssausschusses deutlich wurde. Die Polizei habe ein eigenes Kommunikationsnetz, in dem Telefonate "generell nicht und nie" gespeichert würden, sagte Innenstaatssekretär Bernhard Nebe in der Befragung. Es könnten daher auch nur "kleine Bruchstücke" von Kommunikationsabläufen gesichert werden. Kölns stellvertretender Polizeipräsident Manuel Kamp betonte ebenfalls, Telefonate unter Polizeibehörden würden "sämtlich" über ein internes Netzwerk geführt und nicht gespeichert.

Aussage gegen Aussage

Damit bleibt wohl ungeklärt, ob es ein dubioses Telefonat am 1. Januar tatsächlich gegeben hat - und vor allem, wer der mutmaßliche Anrufer gewesen sein soll. Ein Kölner Hauptkommissar hatte im Mai als Zeuge gesagt, ein Beamter der Landesleitstelle LZPD habe im Auftrag des Innenministeriums am 1. Januar telefonisch Änderungen an einem brisanten Polizeibericht gefordert. Das Wort "Vergewaltigung" solle gestrichen oder die Meldung ganz storniert werden. Den Namen des Anrufers konnte er nicht nennen. NRW-Polizeiinspekteur Bernd Heinen schloss aus, dass es einen solchen Anruf aus der Leitstelle gab. Und auch Innenminister Ralf Jäger sagte, er kenne keine Belege dafür, dass es dieses Telefonat überhaupt gegeben habe. Am Ende war die Meldung unverändert geblieben.

In der Silvesternacht waren in Köln Frauen massenhaft drangsaliert, ausgeraubt oder sexuell belästigt worden. Mehr als die Hälfte der Beschuldigten stammen aus Algerien oder Marokko. Die juristische Aufarbeitung gilt als schwierig - die Zustände auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof waren chaotisch.

© SZ.de/dpa/lalse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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