Explosionen in KölnMutmaßliche „Schlüsselfigur“ in Paris festgenommen

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Polizeibeamte stehen nach einer Explosion vor einem beschädigten Gebäude in der Kölner Innenstadt.
Polizeibeamte stehen nach einer Explosion vor einem beschädigten Gebäude in der Kölner Innenstadt. (Foto: Benjamin Westhoff/dpa)

Köln scheint Schauplatz eines Drogenbandenkriegs zu sein. Nun wurde ein mutmaßlich wichtiger Verdächtiger geschnappt.

Seit Monaten wird Köln und das Umland von nächtlichen Explosionen erschüttert, vor Geschäften und Wohnungen. Die Ermittler im Rheinland gehen von einer Auseinandersetzung zwischen Drogenbanden aus und haben einen mutmaßlichen Fahndungserfolg zu verkünden: In Paris wurde laut Staatsanwaltschaft ein 22-jähriger Verdächtiger festgenommen, der mit internationalem Haftbefehl gesucht wird.

Er sei am 1. Oktober am Pariser Flughafen Roissy aufgegriffen worden. Die Staatsanwaltschaft habe ein Verfahren zur Auslieferung eingeleitet und stehe mit den französischen Justizbehörden im engen Kontakt. Es handle sich aber noch um ein laufendes Rechtshilfeverfahren - vor Mitte nächster Woche sei nicht mit neuen Informationen zu rechnen.

Die Ermittler glauben, dass ein Diebstahl einer großen Menge Cannabis im Wert von 1,5 Millionen Euro aus einer Lagerhalle in Hürth bei Köln der Auslöser für die Gewaltspirale war. Auch zwei Geiselnahmen von Ende Juni/Anfang Juli werden dem Komplex zugerechnet. Eine Gruppierung, die um die Drogen geprellt worden sei, versuche, das Cannabis zurückzubekommen oder Schadenersatz zu erhalten, hatten die Ermittler kürzlich erläutert. Der Festgenommene 22-Jährige soll in den mutmaßlichen Drogengeschäften eine „Schlüsselrolle“ spielen. Ende Juni habe er sich abgesetzt. Daraufhin sei er zur Fahndung ausgeschrieben worden.

Es führen auch Spuren in die Niederlande. Mehr als zehn Personen sitzen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits in Untersuchungshaft. Im Zusammenhang mit den Taten fällt auch immer wieder der Begriff „Mocro Mafia“, den sich Polizei und Staatsanwaltschaft aber nicht zu eigen machen. „Mocro“ ist in den Niederlanden ein Slangwort für Marokkaner. Manche Niederländer mit marokkanischen Wurzeln sind dort am Drogenhandel beteiligt. Explosionen vor Wohnungen, Geschäften und Betrieben werden im kriminellen Milieu in den Niederlanden oft als Druckmittel eingesetzt, um Rivalen oder Schuldner einzuschüchtern.

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