Klinikum rechts der Isar:Narkose-Arzt stirbt an Überdosis

Im Münchner Klinikum rechts der Isar hat sich ein Anästhesist offenbar selbst Narkosemittel gespritzt. Nun ist er tot. Medikamentensucht ist unter Ärzten verbreitet.

Von Christina Berndt

Gefährliche Medikamente gehörten zum Alltag des jungen Münchner Arztes: Er arbeitete als Assistenzarzt in der Anästhesiologie im Klinikum rechts der Isar. Doch wie jeder Anästhesist erlebte er dabei auch, wie Menschen mitunter beglückt von ihrer Narkose berichten oder noch beim Aufwachen euphorisch sind. Das mag dazu geführt haben, dass er eines Tages begann, die süchtig machenden Narkosemittel auch selbst zu nehmen.

Ende Mai, kurz vor Ende einer langen Schicht, spritzte er sich offenbar zu viel. Kollegen, die ihn am Morgen des 30. Mai fanden, konnten dem 30-Jährigen nicht mehr helfen.

Es sei wohl ein tragischer Unfall gewesen, sagt Eberhard Kochs, der Leiter der Anästhesiologie im Rechts der Isar, der immer noch tief berührt ist vom Tod des jungen Arztes. Einen Suizid schließt der Professor aus. Noch sei vieles Spekulation, auch sei noch nicht zweifelsfrei bewiesen, dass sein Mitarbeiter medikamentenabhängig gewesen sei, sagt Kochs und betont: "Und es gibt auch keine Anhaltspunkte dafür, dass der Arzt Patienten gefährdet hat."

Gleichwohl werde in seiner Abteilung jetzt darüber nachgedacht, ob weitere Maßnahmen gegen den Missbrauch von süchtig machenden Medikamenten durch Anästhesisten ergriffen werden müssten.

Fachleute wie der Anästhesist und Schmerzspezialist Christoph Maier vom Klinikum Bergmannsheil der Universität Bochum fordern schon lange mehr Hilfsangebote in den Kliniken. Denn Medikamentensucht ist unter Ärzten verbreitet, und Anästhesisten sind besonders betroffen, weil sie am leichtesten an die besonders schnell abhängig machenden Betäubungsmittel gelangen. Doch weil Chefs und Kollegen weggucken, werde die Abhängigkeit der Ärzte oft erst bemerkt, "wenn es zu spät ist", so Maier.

Zu spät für die betroffenen Ärzte - und mitunter auch zu spät für Patienten, die von Ärzten im Rausch behandelt werden.

Die ganze Geschichte mit SZ plus lesen:

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: