Klimaprotest:Haftstrafen nach Suppenwurf auf Gemälde

Lesezeit: 1 Min.

Mitglieder der Umweltschutzgruppe "Just Stop Oil" haben in der National Gallery in London am Freitag erneut zwei Gemälde von van Gogh mit Suppe attackiert. (Foto: Jamie Lowe/Just Stop Oil/dpa)

Zwei Aktivistinnen schleudern in London Dosensuppe auf ein Bild von van Gogh. Sie müssen nun hinter Gitter. Klimaschützer reagieren empört auf das Urteil und wiederholen die Aktion gleich noch einmal – diesmal bei zwei „Sonnenblumen“-Bildern.

Wieder Suppe, wieder van Gogh – und wieder die National Gallery in London. Doch diesmal sind es gleich zwei „Sonnenblumen“-Gemälde des niederländischen Malers, die Ziel eines Protests der Gruppe „Just Stop Oil“ werden. Damit demonstrieren die Aktivisten nicht nur für mehr Klimaschutz. Es sei, sagen sie, „ein Zeichen des Trotzes“: Nur Stunden zuvor waren zwei Mitglieder von „Just Stop Oil“ wegen eines Suppenangriffs vor zwei Jahren zu Haft verurteilt worden.

Laut National Gallery wurden am Freitag zwei Bilder mit dem Titel „Sonnenblumen“ mit Suppe beworfen, eins ist von 1888, eines von 1889. Bei dem älteren handelt es sich nach Angaben von „Just Stop Oil“ um dasselbe Kunstwerk, das vor zwei Jahren Ziel der Tomatensuppenattacke war. Die mutmaßlichen Täter, zwei Frauen und ein Mann, wurden laut Museum festgenommen.

Die Umweltschützer sind wegen des harten Durchgreifens der britischen Justiz empört. 25 ihrer Mitglieder seien derzeit hinter Gittern, betont „Just Stop Oil“. Besonders erregt sie das wenige Stunden zuvor am Freitag gefällte Urteil: Wegen des Angriffs im Oktober 2022 wurden Phoebe Plummer, 23, und Anna Holland, 22, wegen Sachbeschädigung zu zwei Jahren beziehungsweise einem Jahr und acht Monaten Haft verurteilt. „Just Stop Oil“ kommentierte dies mit den Worten: „Eine Glasscheibe auf einem Gemälde genießt gerade mehr Schutz als Menschenleben.“

Unterstützer der Aktivistinnen versammlen sich vor dem Southwark Crown Court in London. (Foto: Peter Nicholls/Getty Images)

Das berühmte Gemälde von Vincent van Gogh war mit einer Glasplatte geschützt und bei der Aktion vor zwei Jahren unversehrt geblieben. Beschädigt wurde der goldfarbene Rahmen des Kunstwerks. Die Rede ist von 10 000 Pfund Schaden, umgerechnet etwa 12 000 Euro.

Die beiden Frauen plädierten auf nicht schuldig, doch Richter Christopher Hehir sah das völlig anders: Der „Kulturschatz“ sei in Gefahr gewesen. Suppe hätte durch das Glas triefen und das Gemälde schwer beschädigt werden können, sagte er. „Sie hatten kein Recht, das mit „Sonnenblumen“ zu machen.“

Vor dem Gerichtsgebäude gab es eine Solidaritätsdemo für die Aktivistinnen. Laut der Zeitung Guardian zufolge sprachen sich zuletzt auch mehr als 100 Künstler, Kuratoren und Kunsthistoriker dafür aus, ihnen eine Gefängnisstrafe zu ersparen. Doch der Richter entschied anders. Es war derselbe, der vor gut zwei Monaten mehrere Menschen, darunter den Mitgründer von „Extinction Rebellion“, Roger Hallam, zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilte, weil sie einen Protest an einer Autobahn organisiert hatten.

© SZ/dpa/kast - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMitten im Münchner Straßenverkehr
:SUVs als verrottende Kunstwerke

Wem gehört die Straße? Die Debatte um die wuchtigen Stadtgeländewagen polarisiert. Die Berliner Künstlerin Folke Köbberling baute drei der Fahrzeuge aus natürlichen Materialien nach – als Kritik am automobilen Wettrüsten.

Von Sina Möhlenkamp

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: