Angehörige vergeben Täter
Nach dem Massaker in einer US-Kirche haben einige Angehörige der Toten dem mutmaßlichen Täter öffentlich vergeben. Die Angehörigen durften sich überraschend am Freitag vor dem Haftrichter äußern, als der 21-jährige Dylann Roof per Video zugeschaltet war.
Sie sei zwar böse und traurig, sagte eine Frau, deren Schwester erschossen worden war. Es dürfe aber "keinen Raum für Hass" geben, fügte sie hinzu. "Wir müssen vergeben." "Ich vergebe dir, meine Familie vergibt dir", sagte ein weiterer Angehöriger einer Toten. Die Familien der Opfer würden gerne sehen, dass Roof Reue zeige. "Tue das und dir wird es besser gehen", sagte der Mann. Eine Frau sagte, obwohl ihr Großvater und die anderen Opfer durch eine Tat des Hasses gestorben seien, werde der Hass nicht gewinnen.
Roof, der sich wegen neunfachen Mordes sowie wegen Waffenbesitzes zur Durchführung eines Verbrechens verantworten muss, verfolgte die kurze Prozedur vor dem Haftrichter mit regungsloser Miene.
Richter sorgt für Irritationen
Beim ersten Auftritt des mutmaßlichen Todesschützen vor Gericht sorgte Richter James Gosnell mit einer persönlichen Erklärung für Irritation. Gosnell verglich das Schicksal der neun ermordeten Afroamerikaner mit dem Leid der Angehörigen von Dylann Roof. "Wir haben Opfer, neun an der Zahl", sagte der Richter. "Aber wir haben auch Opfer auf der anderen Seite. Das sind sind Opfer auf der Seite der Familie dieses jungen Mannes."
Die Familie des mutmaßlichen Todesschützen sei einem "Wirbelwind von Ereignissen" ausgesetzt. "Wir müssen (...) jenen helfen, die Opfer sind, aber auch seiner Familie helfen", sagte Gosnell.
Die Familie des mutmaßlichen Todesschützen äußerte ihrerseits Beileid für die Angehörigen der Toten. "Wir sind bestürzt und traurig", schrieben sie in einem in einer Lokalzeitung veröffentlichten Brief. Worte könnten den Schock und die Trauer nicht ausdrücken.
Der Richter legte die Kaution auf eine Million Dollar (880 000 Euro) fest. Ein erster Gerichtstermin wurde auf den 23. Oktober angesetzt.
Obama fordert erneut Verschärfung der Waffengesetze
US-Präsident Barack Obama hat seine Bewunderung für die Reaktion der Angehörigen der Massakeropfer ausgedrückt. Auf einer Spendenveranstaltung in San Francisco sagte Obama, die Antwort der Familien der neun Toten sei "ein Ausdruck von Glauben, der unvorstellbar ist, aber der die Güte des amerikanischen Volkes widerspiegelt".
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Neun Afroamerikaner sind tot: Nach der Bluttat in einer Kirche in Charleston ist der Verdächtige gefasst. US-Präsident Obama spricht über Trauer, Wut - und Waffengewalt.
Der US-Präsident verwies erneut auf einen vermutlich rassistischen Hintergrund des Verbrechens. "Rassismus bleibt ein Übel, das wir gemeinsam bekämpfen müssen." Zugleich kritisierte er die laxen Waffengesetze.
FBI-Ermittlungen wegen Verdacht auf "Verbrechen des Hasses"
Roof, ein Amerikaner weißer Hautfarbe, soll am Mittwoch in einer Methodistenkirche in Charleston während einer Bibelstunde neun Afroamerikaner erschossen haben. Er habe rassistische Sprüche von sich gegeben und das Feuer eröffnet, berichtete eine Überlebende. Das Justizministerium und die Bundespolizei FBI ermitteln wegen des Verdachts eines "Verbrechen des Hasses".
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Nach dem Massaker in Charleston fragen sich die Menschen dort, was den geständigen Täter antrieb. Es geht aber auch um Grundsätzliches: Wann überwindet das Land Rassismus und Waffengewalt?
Die Gouverneurin von South Carolina, die Republikanerin Nikki Haley, sprach sich dafür aus, den Täter mit dem Tode zu bestrafen. Ähnlich äußerte sich auch der Bürgermeister von Charleston, Joseph Riley.
US-Medien beschrieben den Täter als Einzelgänger, der 2010 seine Schulausbildung abgebrochen habe. Zuletzt sei er mehrmals mit der Polizei in Konflikt geraten, etwa wegen unerlaubten Besitzes von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Er habe häufig in seinem Auto geschlafen und sei wegen sonderbaren Verhaltens aufgefallen.