Kirche - Speyer:Aufarbeitung des Missbrauchs: Bistümer suchen Gespräch

Speyer/Mainz/Trier (dpa/lrs) - Bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche suchen die Bistümer in Rheinland-Pfalz das Gespräch mit den Opfern. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann habe zehn Missbrauchsopfer angeschrieben und ihnen ein Treffen angeboten, teilte das Bistum der Deutschen Presse-Agentur mit. Vier der Angeschriebenen hätten angenommen. Die übrigen sechs reagierten nicht auf die im Januar ausgesprochene Einladung. Nach Ostern wolle Wiesemann den nächsten zehn Missbrauchsopfern ein Treffen anbieten.

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Speyer/Mainz/Trier (dpa/lrs) - Bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche suchen die Bistümer in Rheinland-Pfalz das Gespräch mit den Opfern. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann habe zehn Missbrauchsopfer angeschrieben und ihnen ein Treffen angeboten, teilte das Bistum der Deutschen Presse-Agentur mit. Vier der Angeschriebenen hätten angenommen. Die übrigen sechs reagierten nicht auf die im Januar ausgesprochene Einladung. Nach Ostern wolle Wiesemann den nächsten zehn Missbrauchsopfern ein Treffen anbieten.

Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf habe mit Betroffenen von sexuellem Missbrauch gesprochen, teilte ein Sprecher mit. Details nannte er nicht. Das Bistum Mainz hatte im März mitgeteilt, dass es bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen auch auf die Hilfe externer Experten setzt, etwa das Mädchenhaus Mainz und das Trauma-Institut.

Im Bistum Trier tauschte sich Bischof Stephan Ackermann bei einer Tagung im April mit Seelsorgern und Opfern über die im vergangenen Jahr veröffentlichte Missbrauchsstudie aus. Dabei kamen auch mehrere Vertreter der Opfer-Initiative MissBit und der Trierer Tenor Thomas Kiessling zu Wort, der als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs durch einen Pater wurde. "Ich werde mich weiter mit großer Kraft dafür einsetzen, die Aufklärung weiter voranzutreiben, aber auch die Prävention weiter zu stärken", sagte Bischof Ackermann seinerzeit.

In Speyer sprach Bischof Wiesemann von einer "erschütternden Erfahrung". Der 58-Jährige sagte: "In den Gesprächen wird mir ganz eindringlich bewusst, wie wichtig das Zuhören, Wahrnehmen und Ernstnehmen der Lebensgeschichten der Betroffenen ist." Weil die Täter Priester oder kirchliche Mitarbeiter seien, werde mit dem Missbrauch meist nicht nur das Vertrauen in Menschen, sondern auch das Gottvertrauen zutiefst verletzt. "Auch wenn der Missbrauch häufig lange zurückliegt, werden in diesen Gesprächen die lebenslangen Konsequenzen, die diese Wunden mit sich bringen, unmittelbar spürbar. So wird das Ausmaß des Verbrechens des Missbrauchs erahnbar."

Das Versagen der Kirche an so vielen verantwortlichen Stellen schmerze, betonte Wiesemann. "Es zeigt mir, wie wichtig es ist, Kirche und Welt aus der Perspektive der Opfer zu sehen, ihnen zu glauben und sich entschlossen für einen Wandel hin zu einer konsequenten Kultur der Achtsamkeit einzusetzen." Er sei den Betroffenen, mit denen er bisher sprechen konnte, für ihre Bereitschaft zum Gespräch und ihre Offenheit sehr dankbar.

Wiesemann hatte im Januar von 87 Betroffenen gesprochen, die das Bistum Speyer zu Einzelgesprächen einladen wolle. "Das ist ein völlig freies Angebot. Wir wollen keine Übergriffigkeit", hatte er gesagt.

Matthias Katsch vom deutschen Opferverband Eckiger Tisch sagte: "Es ist gut, wenn sich ein Bischof mit Menschen trifft und so die Sichtweise von Opfern mit aufnimmt." Ausreichend sei das aber nicht. "Die Kirche sollte die Krise auch als Chance verstehen, beschädigtes Vertrauen durch große Transparenz zurückzugewinnen." Neben der seelsorgerischen Tätigkeit müsse die juristische Aufklärung der Fälle vorangetrieben werden. Um glaubwürdig zu sein, müsse sich die Kirche auch unabhängige Hilfe von außen nehmen. "Die Opfer müssen sehen, dass sich etwas tut - sonst kommt es zu Wut und Frust", betonte Katsch.

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