Kirche - Schwerin:Missbrauch-Studie: Forscher hören Ex-Kirchenobere

Deutschland
Werner Thissen, damaliger Erzbischof des Erzbistums Hamburg. Foto: Markus Scholz/dpa (Foto: dpa)

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Neubrandenburg/Hamburg (dpa/mv) - Im Zuge der Aufklärung des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch katholische Priester in Mecklenburg in der DDR-Zeit sollen nun ehemals führende Mitglieder des Bistums gehört werden. Wie das Erzbistum Hamburg am Donnerstag mitteilte, gehören dazu Ex-Erzbischof Werner Thissen, Weihbischof Norbert Werbs und drei weitere Männer, mit denen Forscher bis Ende 2020 sprechen würden. Der 80 Jahre alte Werbs war zu Beginn seiner geistlichen Tätigkeit auch als Kaplan in Neubrandenburg tätig. Dort soll es unter einem Priester, der die Pfarrei von 1956 bis 1975 leitete und 1979 starb, einen der schwersten Missbrauchsfälle gegeben haben.

Die Aufarbeitung bezieht sich auf die katholische Kirche Mecklenburgs von 1945 bis 1989, die später im Erzbistum Hamburg aufging. Opfern war es in der DDR oft nicht möglich, sich an staatliche Organe zu wenden. Eine Studie der Deutschen Bischofskonferenz hatte ergeben, dass 17 Priester im mecklenburgischen Teil des Missbrauchs beschuldigt werden. 54 Betroffene hatten sich gemeldet.

Einem Priester werde "schwere physische und sexuelle Gewalt gegen Kinder" vorgeworfen. In Neubrandenburg hatten sich zwölf Betroffene gemeldet. Nach Jahrzehnten des Schweigens wurde eine Kommission eingesetzt, die 2019 kirchenunabhängige Wissenschaftler aus Ulm mit einer Studie beauftragt hatte. Diese sichten bereits Personalakten.

Betroffene sollen in Interviews angehört werden, wenn sie zustimmen. Bisher hätten sieben Betroffene zugesagt. Durch die Corona-Pandemie habe sich die Arbeit verzögert. Die Erhebung erfolge anonymisiert. Die Studie soll 2022 abgeschlossen sein. Betroffen sind unter anderem auch Dömitz, Gadebusch, Tessin, Waren, Grevesmühlen, Neustadt-Glewe und Neustrelitz.

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