Kirche - Münster:Theologe Seewald hält Synodalen Weg für "praktisch erledigt"

Deutschland
Journalisten stehen im Regen am Rand des Petersplatzes. Foto: Cecilia Fabiano/LaPresse/AP/dpa/Aktuell (Foto: dpa)

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Münster (dpa) - Nach dem Nein der vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Partnerschaften hält der Theologe Michael Seewald den Reformprozess der deutschen Katholiken für weitgehend gescheitert. "Für den Synodalen Weg ist das sehr schädlich", sagte der Münsteraner Professor für Dogmatik am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Ich frage mich ehrlich gesagt, über was der Synodale Weg noch beraten will und was er noch beschließen kann. Drei der vier Synodalforen sind praktisch erledigt."

Im Synodalen Weg geht es um vier Themenkomplexe: die Stellung der Frau in der Kirche, die kirchliche Sexualmoral, die priesterliche Ehelosigkeit (Zölibat) und den Umgang mit Macht. Drei der vier Themen seien vom Vatikan bereits abgeräumt worden, sagte Seewald. So habe der Papst nach der sogenannten Amazonas-Synode trotz gegenteiliger Erwartungen noch einmal die Bedeutung des Zölibats betont. Bei der Öffnung des Priesteramts für Frauen sei auf keinen Fall mit einem Entgegenkommen Roms zu rechnen. Nun seien auch noch Segnungen homosexueller Paare verboten worden. "Das heißt: Drei von vier Synodalforen sind von Rom bereits so eingehegt, dass Bewegung in ihnen sehr unwahrscheinlich ist."

Der Text der am Montag veröffentlichten Erklärung der Glaubenskongregation sei stark auf Deutschland und den Synodalen Weg zugeschnitten, sagte Seewald. Natürlich spiele das Thema auch in anderen westlichen Ländern wie Frankreich, Italien oder den USA eine Rolle, aber der Synodale Weg sei international einmalig und werde deshalb sehr genau verfolgt. Zudem gebe es in Deutschland Bischöfe, die Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare mehr oder weniger offen duldeten.

Seewald erinnerte daran, dass sich Papst Franziskus vergangenes Jahr noch zustimmend zu homosexuellen Lebensgemeinschaften geäußert hatte. "Der Papst bezog sich in seinen Äußerungen allerdings auf zivile Formen der rechtlichen Anerkennung. Die Glaubenskongregation spricht jetzt über kirchliche Segnungen. Das sind zwei verschiedene Dinge, die moraltheologisch aber zusammenhängen. Rom spielt ein doppeltes Spiel."

Auffällig sei auch, dass Papst und Kongregation einen ganz unterschiedlichen Ton anschlügen: "Der Papst äußert sich wertschätzend, die Glaubenskongregation aber behauptet, dass gleichgeschlechtliche Paare angeblich "objektiv" gegen die "geoffenbarten Pläne Gottes" verstoßen würden."

© dpa-infocom, dpa:210316-99-844445/2

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