Kirche - Mainz:Bibel und Tageszeitung: Bischofskonferenz sucht Antworten

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Das Logo der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: Federico Gambarini/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Mainz (dpa) - Nach der Wahl eines neuen Vorsitzenden hat sich die Deutsche Bischofskonferenz auf ihrer Vollversammlung in Mainz mit dem Verhältnis zwischen Kirche und Gesellschaft befasst. Kirchenmenschen müssten "in der einen Hand die Bibel haben, in der anderen die Tageszeitung", sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick am Mittwoch. Vielleicht habe sich die Kirche zuletzt "zu sehr mit sich beschäftigt und weniger mit dem, was Menschen bewegt".

Am vorletzten Tag ihrer Versammlung im Schatten des Mainzer Doms berieten die 68 Bischöfe über ein vor drei Wochen veröffentlichtes Mahnschreiben von Papst Franziskus zu den Ergebnissen der Amazonas-Synode, die im Oktober in Rom stattfand. Darin haben Aussagen zur sogenannten Inkulturation einen besonderen Stellenwert - darunter versteht die katholische Kirche den wechselseitigen Austausch zwischen Glaube und kirchlichem Leben auf der einen und der jeweiligen Kultur eines Landes auf der anderen Seite. Der Papst merkte an, dass die Gestaltung des Priesteramtes an verschiedenen Orten der Erde "unterschiedliche Ausformungen" annehmen könne.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte, dass auch nach dem päpstlichen Schreiben die Frage der "Viri probati" weiter offen sei, also der Zulassung von verheiraten Männern zur Priesterweihe. Beim Priesternachwuchs stehe Lateinamerika vor noch größeren Herausforderungen als Deutschland - und "in Deutschland ist es schon katastrophal".

Die Kirche stehe an einer Zeitenwende, sagte Overbeck. Neben der Digitalisierung mit ihren neuen Fragen auch zum Verständnis menschlicher Existenz trete nun die Frage der Geschlechtergerechtigkeit mit besonderer Heftigkeit nach vorne. Die Kirche müsse auch Antworten auf die Frage finden, wie christlicher Glaube die Menschen berühren, zu einer essenziellen Frage für sie werden könne. Dies gehöre auch zu den Themen des sogenannten Synodalen Weges, des mit den Laienverbänden im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begonnenen Reformprozesses.

"Ich wünsche mir eine Kirche, die auf dem Weg der Kulturen mitgeht und sie bereichert, damit sie Kulturen des Lebens werden", sagte Schick. Inkulturation sei ein Prozess, der nie abgeschlossen sei. "Wir müssen immer wieder neu die Werte des Evangeliums, die Werte, die dem Leben dienen sollen, mit dem täglichen Leben immer wieder in Zusammenhang bringen."

Am Dienstag hatte die Versammlung den Limburger Bischof Georg Bätzing zum neuen Vorsitzenden gewählt, nachdem der Münchner Kardinal Reinhard Marx seinen Verzicht auf eine weitere Amtszeit erklärt hatte. Als vorrangige Herausforderungen nannte Bätzing die weitere Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche und den Reformprozess des Synodalen Wegs. "Dafür stehe ich ganz und gar", betonte er. Als weitere Priorität im neuen Amt nannte er die Vorbereitung des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt.

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