Kirche - Limburg an der Lahn:Bewegung lobt Aufarbeitung von Missbrauch im Bistum Limburg

Deutschland
Der Dom in Limburg. Foto: Boris Roessler/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Frankfurt/Limburg/München (dpa/lhe) - Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" lobt die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche durch das Bistum Limburg. Die Ergebnisse des Projektes "Betroffene hören - Missbrauch verhindern" im Bistum seien ein Meilenstein. Die am Samstag in Frankfurt übergebenen Ergebnisse mit mehr als 60 vorgeschlagenen Maßnahmen müssten eine Signalwirkung für alle anderen Bistümer haben, sagte ein Sprecher in München.

Erstmals würden nicht nur Täterstrukturen, sondern auch Täter benannt, hieß es über das mehr als 400 Seiten umfassende Dokument. Erstmals sei nicht der Bischof alleiniger Auftraggeber, sondern mache dies gemeinsam mit der Präsidentin der Diözesanversammlung des Bistums Limburg, unter Einbeziehung der Betroffenen und Begleitung durch eine externe Projektbeobachterin. Dies setze Maßstäbe, die hoffentlich "zu einem grundlegenden Perspektivenwechsel innerhalb der Machtinstitution Kirche führen werden". Täter und "Vertuscher" werden allerdings nur in dem den Auftraggebern überreichten Dokument genannt. In der öffentlich zugänglichen Version wurden die entsprechenden Angaben aus juristischen Gründen geschwärzt.

Entscheidend werde nun sein, wie umfassend und schnell man die Schritte zur Verhinderung von Missbrauch auch wirklich auf allen Ebenen verstehe und umsetzte, hieß es weiter. Die Limburger Studie sei auch als Rückenwind für den Reformprozess des Synodalen Weg zu sehen. Enttäuschend bleibe, wie lange es gedauert habe, bis auch die Kirchenleitung bereit gewesen sei, sich mit den tieferliegenden Strukturfragen sexualisierter Gewalt zu beschäftigen. Diese Gewalt stelle "immer auch einen Machtmissbrauch" dar, sagte der Sprecher von "Wir sind Kirche".

Den "Beginn der Ehrlichkeit", von dem die Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, Ingeborg Schillai, bei der Übergabe des Berichts gesprochen hatte, lobte die Ökumenische Arbeitsgruppe "Homosexualität und Kirche" (HUK). In dem Teilprojekt "Umgang mit katholischer Sexualmoral / Neubewertung Homosexualität" komme es zu einer fundamentalen Kritik der katholischen Sexualmoral, sagte ein Sprecher. "Der Projektbericht aus Limburg ist ein kirchenpolitisches Ereignis", erklärte Michael Brinkschröder, Leiter des Arbeitskreises Kirchenpolitik der HUK. Endlich mache sich die katholische Kirche in Fragen der Homo-Sexualität ehrlich. Sie nehme Anlauf, sich vom Joch der überkommenen Sexualmoral zu befreien, die als Risikofaktor für sexualisierte Gewalt erkannt worden sei.

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