Kirche - Köln:Diözesanrat fordert von Woelki umgehende Kontaktaufnahme

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Köln (dpa) - Nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln fordert die Vertretung der Gläubigen eine umgehende Kontaktaufnahme von Seiten Rainer Maria Woelkis. "Der Erzbischof will jetzt, wie ich gestern aus den "Tagesthemen" erfahren habe, in Gespräche einsteigen", sagte der Vorsitzende des Diözesanrats, der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Woelki hatte am Donnerstagabend in einem Interview mit "Tagesthemen"-Moderator Ingo Zamperoni angekündigt, mit dem Diözesanrat die Ergebnisse des Gutachtens diskutieren zu wollen.

"Da warte ich mal gespannt", sagte Kurzbach. "Mit uns hat er in den letzten Wochen nicht gesprochen." Er erwarte jetzt "dringend" eine Kontaktaufnahme und "hoffe und glaube, dass da in den nächsten Tagen etwas kommen sollte".

Das am Donnerstag veröffentlichte Gutachten wertete Kurzbach als "ersten Schritt in die richtige Richtung, was Aufklärung angeht". Um wieder Vertrauen herzustellen, reiche dies allerdings bei weitem nicht aus, zumal das Missbrauchsthema in dem Gutachten nur unter strafrechtlichen Gesichtspunkten bewertet werde. So drehten sich die Erörterungen in einem Fall um die Frage, ob die Jugendlichen, mit denen ein Pfarrer in die Sauna gegangen sei, schon 16 Jahre alt gewesen seien. "Das ist strafrechtlich eine absolut berechtigte Frage", sagte Kurzbach. "Moralisch und kirchlich würde man das, glaube ich, ganz anders bewerten."

Unterm Strich sei das Gutachten sehr zu begrüßen, aber nun stehe ein noch viel intensiverer Prozess bevor, sagte Kurzbach. "Wir können jetzt nicht sagen, dass damit alles gut ist und Schwamm drüber. Ganz im Gegenteil, das Vertrauen muss langsam erst wieder aufgebaut werden." Es gehe um ein System von Klerikalismus, das insgesamt durchbrochen und aufgearbeitet werden müsse.

© dpa-infocom, dpa:210319-99-889038/2

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