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Kirche - Fulda:Kirchen verlieren weiter Mitglieder in Rheinland-Pfalz

Bonn (dpa/lrs) - Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland verlieren weiter Mitglieder - das bekommen auch die Bistümer und Landeskirchen mit Gebieten in Rheinland-Pfalz zu spüren. Nach den neuen Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz vom Freitag lebten Ende 2018 rund 1,65 Millionen Katholiken in dem Bundesland. Ein Jahr davor hatte die katholische Kirche in Rheinland-Pfalz noch etwa 1,67 Millionen Mitglieder gezählt. Bundesweit ging die Zahl der Katholiken im Jahr 2018 um gut 300 000 auf 23 Millionen zurück.

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Bonn (dpa/lrs) - Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland verlieren weiter Mitglieder - das bekommen auch die Bistümer und Landeskirchen mit Gebieten in Rheinland-Pfalz zu spüren. Nach den neuen Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz vom Freitag lebten Ende 2018 rund 1,65 Millionen Katholiken in dem Bundesland. Ein Jahr davor hatte die katholische Kirche in Rheinland-Pfalz noch etwa 1,67 Millionen Mitglieder gezählt. Bundesweit ging die Zahl der Katholiken im Jahr 2018 um gut 300 000 auf 23 Millionen zurück.

Ein ähnliches Bild bietet sich bei den evangelischen Kirchen. Die Zahl der Gläubigen sinkt seit Jahren, unter anderem wegen der Bevölkerungsentwicklung, aber auch wegen Kirchenaustritten. Hier die Entwicklung in den einzelnen Bistümern und Landeskirchen mit Gebieten in Rheinland-Pfalz:

Das BISTUM MAINZ, das zu zwei Dritteln in Hessen liegt, verlor binnen eines Jahres rund 11 000 Mitglieder und kam Ende 2018 noch auf knapp 719 000 Katholiken. Gut 8400 Menschen erklärten ihren Austritt, im Jahr zuvor waren es etwa 6300 gewesen. Die Gründe für Austritte seien vielfältig, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Er räumte aber mit Blick auf den Missbrauchsskandal auch ein: "Gerade im Hinblick auf die Verbrechen gegen Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene hat die Kirche viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren." Die Kirche müssen nun auch bei großen und schwierigen Themen wie Missbrauch zeigen, dass sie alles tue, um sich ihrer Verantwortung zu stellen.

Auch im BISTUM LIMBURG, das Gebiete im Norden von Rheinland-Pfalz hat, wird die Diskussion um den Missbrauchsskandal als Grund für eine gestiegene Zahl von Austritten gesehen. Rund 7800 Menschen aus der Diözese kehrten der katholischen Kirche im Jahr 2018 den Rücken, im Jahr zuvor waren es gut 6300 gewesen. "Der sexuelle Missbrauch und der Umgang der Kirche mit dem Missbrauch schlagen sich in den Zahlen der Austritte deutlich nieder. Der Protest der Menschen ist hier unverkennbar", sagte der stellvertretende Generalvikar Georg Franz. Insgesamt gehörten Ende 2018 rund 608 000 Katholiken dem Bistum an, das waren - auch wegen einer größeren Zahl von Bestattungen als von Taufen - 12 000 Mitglieder weniger.

Das BISTUM TRIER, dessen Gebiet sich auch über Teile des Saarlands erstreckt, zählte Ende 2018 etwa 1,34 Millionen Katholiken. Das waren rund 22 100 weniger als ein Jahr zuvor. "Es schmerzt sehr, dass so viele die Erfahrung machen, dass Kirche sie in ihren konkreten Lebensumständen nicht mehr anspricht", kommentierte der Trierer Generalvikar Ulrich Graf die Zahlen. Haltungen, Arbeitsweisen, aber auch Strukturen müssten verändert werden. Auffällig hoch war auch im Bistum Trier die Zahl der Austritte mit rund 10 100, im Jahr 2017 waren es rund 8000 gewesen. 317 traten im Bistumsgebiet andererseits wieder in die katholische Kirche ein, zudem gab es 84 weitere Eintritte.

Die Zahl der Katholiken im BISTUM SPEYER sank im Vorjahresvergleich um rund 9000 und lag Ende 2018 bei rund 518 600 Gläubigen. Für Generalvikar Andreas Sturm zeigt sich in der Zahl von rund 5250 Austritten auch der Vertrauensverlust durch den Missbrauchsskandal. Die Quote der Gottesdienstbesucher ist ebenfalls weiter rückläufig. Vertrauen sei nur durch eine konsequente Aufarbeitung und einen Kurs der Reformen und der kirchlichen Erneuerung wieder zu gewinnen, sagte Sturm. Das gehe jedoch sicher nicht von heute auf morgen.

Die EVANGELISCHE KIRCHE IN HESSEN UND NASSAU, deren Gebiet bis nach Mainz und Umgebung reicht, verlor ebenfalls Mitglieder. Sie zählte Ende 2018 noch rund 1,52 Millionen Mitglieder, das entspricht einem Rückgang von 2,1 Prozent innerhalb eines Jahres. 17 674 Menschen traten aus (2017: 15 594) . "Die Entwicklung tut weh", sagte Kirchenpräsident Volker Jung. Auch die Kirche habe mit gesellschaftlichen Entwicklungen zu kämpfen, wie etwa der Bereitschaft, sich dauerhaft an Institutionen oder auch Vereine zu binden. Für viele junge Menschen sei die Kirchenmitgliedschaft oft mit der Frage verbunden, was die Mitgliedschaft persönlich bringe. "Hier müssen wir viel deutlicher machen, was wir als Kirche in der persönlichen Begleitung und auch für das Zusammenleben in der Gesellschaft leisten", sagte Jung.

Die EVANGELISCHE KIRCHE DER PFALZ musste 2018 rund 4900 Austritte hinnehmen - etwa 10,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Kalkuliert man unter anderem die 7609 Bestattungen im Bereich der Landeskirche ein, sank die Zahl der Mitglieder auf 505 793 (2017: 515 627). "Die Zahlen sind ernüchternd und fordern uns heraus", sagte Oberkirchenrat Dieter Lutz. Die nach wie vor hohe Austrittszahl mache deutlich, dass eine lebenslange Mitgliedschaft für viele Menschen nicht mehr selbstverständlich sei - und immer neu begründet werden müsse.

Die EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND, die auch Gebiete im Norden von Rheinland-Pfalz hat, kam Ende 2018 im Saarland noch auf 135 797 Mitglieder, ein Jahr zuvor waren es noch 138 300 gewesen.

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