Mehr als 25 Jahre lang hat ein Ehepaar aus Niedersachsen eine Wohngruppe für hilfsbedürftige Kinder und Erwachsene betreut. Jetzt erhebt die Staatsanwaltschaft Hildesheim schwere Vorwürfe gegen die beiden. Jahrelang sollen die Eheleute aus dem Raum Gifhorn mindestens vier Mädchen missbraucht und misshandelt haben, die ihnen in der Wohngruppe als Schutzbefohlene anvertraut gewesen waren. Die Ermittler befürchten, dass es zudem noch weitere Opfer gibt, die misshandelt wurden.
Die Missbrauchs- und Misshandlungsfälle sollen sich zwischen 1998 bis 2007 ereignet haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Als Haupttäter gelte der Mann. Die Ermittler haben den 57-Jährigen des sexuellen Missbrauchs von Kindern in elf sowie der Misshandlung Schutzbefohlener in vier Fällen angeklagt, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mitteilte. Der 59 Jahre alten Ehefrau werde die Misshandlung von Schutzbefohlenen in fünf Fällen vorgeworfen. Sie soll sich in einem Fall an den Misshandlungen beteiligt und in vier Fällen nichts gegen die Taten ihres Mannes unternommen haben.
Mit den Vorwürfen konfrontiert, soll der Mann ausgesagt haben, dass es sich nicht um Missbrauch und Misshandlungen, sondern um eine Art der Traumatherapie gehandelt habe. Durch sogenannte Re-Inszenierungen hätten früher erlebte Traumata aufgearbeitet werden sollen. Die Frau hat den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge bisher zu den Vorwürfen geschwiegen.
Die Eheleute aus dem Raum Gifhorn befinden sich seit Mitte März in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen sie dauern parallel zur Anklageerhebung weiter an. Der Staatsanwaltschaft zufolge besteht ein Anfangsverdacht, dass fünf weitere Bewohner ebenfalls körperlich misshandelt wurden.