Kindesmissbrauch:BKA jagt Päderasten mit Stimmproben und Videos

Beispiellose Aktion: Wegen akuter Gefahr fahndet die Polizei sogar mit Stimmproben nach einem Päderasten. Ein Aufruf über das ZDF erbrachte nun offenbar erste Hinweise.

Die Ermittlungsbehörden haben eine öffentliche Fahndung nach einem Kinderschänder eingeleitet. Der Mann missbrauchte kleine Jungen im Alter zwischen fünf und sieben Jahren und zeichnete die Verbrechen auf Video auf, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwochabend mitteilte.

Da der Mann bisher nicht identifiziert werden konnte, wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Gießen die Fahndung am Abend erstmals in der ZDF Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" veröffentlicht. Die Suche über die Sendung habe bislang bereits 25 Hinweise erbracht, sagte eine BKA-Sprecherin am Vormittag. Ob sich darunter eine "heiße Spur" befinde, könne noch nicht gesagt werden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Videos vor allem im Jahr 2006 von dem Mann aufgenommen und im Internet verbreitet wurden. Wie die Behörde mitteilte, ist der bisher unbekannte Mann auf 42 Videos bei schwersten sexuellen Missbrauchshandlungen an Jungen im Alter zwischen fünf und sieben Jahren zu sehen. Demnach wären die Opfer heute circa acht bis zehn Jahre alt. Zwei von ihnen werden in den Filmen mit "Pascal" und "Marcel" angesprochen.

Die Beamten gehen aber davon aus, dass der Mann noch immer Verbrechen begeht. Der Tatverdächtige ist in einigen Sequenzen der Filme deutlich zu sehen und zu hören: Der Mann ist demnach zwischen 35 und 45 Jahre alt, zwischen 1,75 und 1,85 Meter groß, hat dunkelblondes, kurzes Haar mit Geheimratsecken. In einem Video wird er den Angaben zufolge "Christoph" genannt.

Auf der Homepage des BKA sind weitere Details veröffentlicht - dazu gehören Fotos, Stimmproben und Videos. Die beispiellose Fahndung zeigt, für wie gefährlich die Behörde den Täter hält. Die Staatsanwaltschaft Gießen hat für Hinweise, die zur Ermittlung und Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Hinweise sind unter der Telefonnummer 0611-5513104 oder jede andere Polizeidienststelle erbeten.

Neben Hinweisen auf den Verdächtigen erhofft sich das BKA Informationen zu den drei Räumen, in denen die Missbrauchsvideos aufgezeichnet wurden. Auffallend ist eine "lebensgroße, dreidimensionale Clownfigur" im Wohnzimmer. Ein anderes Zimmer ist mit einer Dinosaurier-Tapete tapeziert. In einem dritten Raum hängen präparierte Hirschköpfe an der Wand; ein Modellsegelschiff steht im Wandregal. Ob sich die Zimmer in derselben Wohnung befinden, sei bisher unklar, teilte das BKA mit.

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