Kindesentführung in Haiti:Ohne Anwalt zum Gericht

Bestechungsvorwürfe und ein ausstehendes Honorar: Der haitianische Anwalt der mutmaßlichen US-Kinderschlepperbande hat überraschend sein Mandat niedergelegt - einen Tag vor einem Gerichtstermin.

Die Verteidigung schmeißt hin: Der Anwalt der zehn US-Bürger, die in Haiti wegen Kindesentführung angeklagt wurden, hat einen Tag vor einem Gerichtstermin sein Mandat niedergelegt. Angehörige seiner Mandanten hätten behauptet, er habe von ihnen Geld zur Bestechung des Richters gefordert, sagte Edwyn Coq der Nachrichtenagentur AFP in Port-au-Prince. Fünf seiner bisherigen US-Mandanten sollten heute vor Gericht erscheinen.

Haiti, Kindesentführung, AP

Dieses Kleinkind ist eines von 33 Kindern, die die Baptistengruppe über die dominikanische Grenze schaffen wollte - so der Vorwurf der Anklage.

(Foto: Foto: AP)

Außerdem haben die Angeklagten nach Coqs Angaben bisher keinerlei Honorar gezahlt, obwohl sie ihm 60.000 Dollar (44.000 Euro) zugesagt hätten. Auf seine schriftliche Ankündigung, sein Mandat niederzulegen, hätten sie bislang nicht reagiert. Die US-Amerikaner müssten sich nun einen anderen Anwalt suchen, sagte Coq.

Bei den zehn Verdächtigen handelt es sich um eine Gruppe von US-Baptisten, die nach dem schweren Erdbeben in Haiti 33 Kinder im Alter zwischen zwei Monaten und 14 Jahren ohne Genehmigung außer Landes bringen wollten. Sie wurden vor knapp einer Woche an der Grenze zur Dominikanischen Republik festgenommen.

Die US-Organisation New Life Children's Refuge betonte die guten Absichten ihrer Mitglieder. Die Kinder seien nach dem Erdbeben vor knapp einem Monat Waisen geworden oder auf sich allein gestellt. Inzwischen stellte sich allerdings heraus, dass viele der Kinder noch Eltern oder Angehörige haben.

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