Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Kiffen wie Gott in Frankreich

In Frankreich sind Marihuana-Konsumenten durchschnittlich älter als noch vor 30 Jahren. Dieser Umstand lässt vielleicht auch Hafermilchtrinker, Instagrammer und E-Scooter-Fahrer von einer rosigen Zukunft träumen.

Von Martin Zips

Bei französischen Kiffern ist das Durchschnittsalter gestiegen. Vor 30 Jahren habe es noch bei 25,1 Jahren gelegen, teilt die Beobachtungsstelle für Drogen und Abhängigkeit in Paris mit. Nun liege es bei 32,8 Jahren.

Um die tiefere Bedeutung dieser Befragung unter 23 661 Menschen zu erfahren, muss man sich wohl erst mal eine Tüte drehen. Könnte sein, dass das Durchschnittsalter auch bei Grauhaarigen, Katholiken, Schweinebratenessern, Plattenspielerbesitzern und Bademützenträgern zuletzt leicht gestiegen ist. Das wiederum könnte daran liegen, dass jüngere Menschen meist weniger grauhaarig, katholisch, fleisch- und vinylaffin sind und die Bademützenpflicht in Schwimmbädern weitgehend abgeschafft wurde. Die Frage aber bleibt: Ist eine Welt, in der das Durchschnittsalter vielleicht auch bei Diesel-Fahrern, Karl-May-Lesern, Eierlikör-Konsumenten und Hans-Moser-Fans steigt, nun eine bessere oder schlechtere?

Als der amerikanische Sänger Art Garfunkel, heute 81, vor einigen Jahren im US-Staat New York wegen zu hoher Geschwindigkeit im Auto von der Polizei gestoppt wurde und man Marihuana in seiner Jackentasche fand, da titelte eine deutsche Nachrichtenseite: "Alter schützt vor Kiffen nicht". Ganz richtig! Übrigens schützt Alter auch sonst vor fast nichts, außer vor einem frühen Tod. In einigen Jahren jedenfalls, das wäre durchaus zu wünschen, könnte auch bei E-Scooter-Fahrern, Veganern, Klima-Aktivsten, Instagrammern und Hafermilchtrinkern (alles natürlich m/w/d!) das Durchschnittsalter noch steigen. Zumindest dann, wenn sie überleben.

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