Unwetter:Vier Schwerverletzte nach Tornado in Kiel

Eine Windhose zieht an der Uferpromenade entlang, Menschen werden ins Wasser geschleudert oder von Gegenständen getroffen. Ein Meteorologe betont, das Ereignis habe sich nicht vorhersagen lassen.

Menschen werden durch die Luft geschleudert und ins Wasser gerissen: Durch einen Tornado sind am frühen Mittwochabend in Kiel mehrere Personen verletzt worden, vier von ihnen laut Feuerwehr schwer. "So etwas ist absolut nicht vorherzusagen", sagt der Kieler Diplom-Meteorologe Sebastian Wache. Tornados auf dem Wasser sind zu dieser Jahreszeit nach seiner Darstellung nicht ungewöhnlich - auch nicht vor Kiel. Entstanden sei der Tornado im Stadtteil Meimersdorf.

Die Windhose war gegen 18 Uhr über die Kiellinie - eine beliebte Promenade am südlichen Westufer der Kieler Förde - gezogen. Vier Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr bei dem Ereignis schwer verletzt. Drei hätten zudem mittelschwere Verletzungen erlitten, mehrere Menschen seien leicht verletzt worden. Bei dem Versuch, zwei Ruderboote aus dem Wasser zu holen, seien mehrere Ruderer auf einem Steg überrascht worden, teilte die Feuerwehr weiter mit. "Sie sind vollständig durcheinandergewirbelt worden und dabei sind auch Leute ins Wasser gefallen." Einige hätten umherfliegende Gegenstände an den Kopf bekommen. 60 Helfer waren vor Ort, der Einsatz dauerte etwa zwei Stunden.

"Auf Grundlage von Bildern gehen wir davon aus, dass es sich um einen Tornado handelte", berichtete der Meteorologe Michael Bauditz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) der Deutschen Presse-Agentur. Endgültig könne er es noch nicht sagen. Nach Angaben der Feuerwehr wurden in einem Neubaugebiet in Kiel-Meimersdorf zudem mehrere Dächer abgedeckt, in Kiel-Gaarden wurden Ziegel von Dächern gerissen. Im Netz waren zahlreiche Videos des Vorfalls zu sehen.

Der Vorsitzende des Ersten Kieler Ruder-Clubs von 1862, Bernd Klose, sagte: "Es sind Menschen betroffen. Das ist traurig." Rund um das Vereinsgebäude erinnerten am späten Abend ein umgestürzter Baum, abgerissene Äste und ein umgekippter Müllbehälter an das heftige Ereignis. "Da ist viel durch die Gegend geflogen", sagte ein Mitarbeiter eines nahen Lokals. "Das hat alle emotional mitgenommen."

Zum Zeitpunkt des Vorfalls saß der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) in einer Sitzung des städtischen Wirtschaftsausschusses und erfuhr durch eine SMS der Feuerwehr von dem Sturm. Kurz danach habe er eine Kurznachricht seines Sohnes erhalten, der auf dem Weg zum Rudertraining bei dem Club war. Sein Sohn habe Glück gehabt, sei erst wenige Augenblicke nach dem Tornado dort eingetroffen. "Da sieht man, wie schnell so was geht", sagte Kämpfer. Er danke der Feuerwehr und den Rettungskräften.

Tornados beziehungsweise Wind- oder Wasserhosen sind Wirbelstürme. Sie entstehen bei großen Temperaturunterschieden und treten in Mitteleuropa häufig zusammen mit Gewittern auf. Dabei reicht aus der Gewitterwolke ein rüsselartiger Wolkenschlauch bis in Bodennähe.

Zur SZ-Startseite
Vulkanausbruch auf La Palma: Lavaströme auf dem Weg ins Tal

SZ PlusVulkanausbruch auf La Palma
:"Da ist nichts mehr, nichts"

Auf der Kanareninsel La Palma hatten Sandra Behrendt und ihr Mann das Paradies gefunden. Dann brach der Vulkan aus und sie rannten um ihr Leben. Wie geht man damit um, wenn man alles verliert?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: