Süddeutsche Zeitung

Kidnapping in Florida:Entführte Tochter aufgetaucht - nach 18 Jahren

  • Kurz nach der Geburt verschwindet 1998 ein Baby aus dem Krankenhaus.
  • Nun hat die Polizei das entführte Mädchen gefunden.
  • Die Kidnapperin wurde festgenommen.

Von Beate Wild, New Orleans

Die kleine Kamiyah Mobley war erst acht Stunden alt, als sie 1998 spurlos aus dem Krankenhaus in Jacksonville, Florida, verschwand. Die Polizei begann sofort mit einer intensiven Suche, nicht nur im Krankenhaus, auch in der ganzen Stadt. Helikopter waren im Einsatz, jeder Zug wurde angehalten, um das Neugeborene zu finden. Erfolglos.

18 Jahre später geschieht das Wunder, an das niemand mehr geglaubt hat: Die heute 18-jährige Kamiyah ist am Leben. Sie sei gesund und munter und lebe in South Carolina, teilte die Polizei am Freitag mit. Die Krankenschwester, die das Baby damals entführte, wurde festgenommen. Die Frau ist heute 51 Jahre alt, sie hatte das neugeborene Mädchen kurz nach der Geburt unter einem Vorwand von der leiblichen Mutter getrennt und war mit ihm verschwunden.

Nach dem Kidnapping hingen in Jacksonville und Umgebung überall Fahndungsposter aus, doch einen entscheidenden Hinweis gab es nie. Selbst als eine Belohnung in Höhe von 250 000 Dollar ausgesetzt und der Fall drei Mal bei Fahndungssendungen im Fernsehen vorgestellt wurde, kamen die Ermittler nicht weiter.

"Es ist schwer vorstellbar, was sie durchmacht"

18 Jahre lang blieb die Polizei an dem Fall dran. Erst vor Kurzem erhielt sie neue Hinweise. Ein DNA-Abgleich brachte schließlich die Gewissheit: Die junge Frau aus South Carolina ist Kamiyah Mobley.

"Das ist ein Fall, wie wir ihn in diesem Land seit Langem nicht mehr hatten", sagte Mike Williams, Sheriff von Jacksonville. "Es ist schwer vorstellbar, was sie durchmacht, wenn man sich vor Augen führt, dass sie die ganze Zeit dachte, die Entführerin ist ihre Mutter." Für das Entführungsopfer sei die Aufklärung des Falls ein Schock gewesen. Die 18-Jährige habe in Walterboro, South Carolina, mit ihrer Entführerin unter anderem Namen gelebt.

Shanara Mobley, die biologische Mutter des Mädchens, war bei der Geburt erst 16 Jahre alt. Der Vater war zu dem Zeitpunkt im Gefängnis, wo er eine achtmonatige Haftstrafe absaß, weil er die minderjährige Shanara geschwängert hatte. Am Freitag schließlich sprach Kamiyah Mobley erstmals mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrer Großmutter väterlicherseits via FaceTime. "Es war so, als ob sie mit uns schon seit einer langen Zeit reden würde", erzählte die überglückliche Großmutter den New York Daily News. "Sie war 18 Jahre lang verloren, wir wollen sie nie wieder verlieren."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3333159
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/jobr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.