Ob die SPD wirklich "die beste Partei der Welt" ist, das soll hier nicht Gegenstand der Diskussion sein. Jeder politisch mündige Mensch möge das bitte mit sich selbst ausmachen. Wäre diese Behauptung die einzige in Kevin Kühnerts Youtube-Clip, zu der man mehrere legitime Meinungen haben kann, wäre besagter Online-Beitrag - in dessen weiterem Verlauf Kühnert 16 Gründe zum SPD-Parteieintritt aufzählt - keines weiteren Kommentars bedürftig. Dass der Generalsekretär seiner Partei zum Gründungsjubliläum mit einem Gugelhupf gratuliert, den nur vier Kerzen zieren und der trockener aussieht als eine Rudolf-Scharping-Rede: ebenfalls geschenkt.
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Aber Kevin Kühnert sagt eben auch: "Moin, hier ist Kevin und: Häppi Börsdei!" Zwar hätten nicht die Zuschauer Geburtstag, sagt Kühnert (woher weiß er das?), und auch nicht er selbst (wer will das wissen?), aber: "Unsere SPD wird un-fucking-fassbare 160 Jahre alt!" Dieses denglische Hybridadjektiv mag Kühnert. Er hat es schon früher verwendet, beispielsweise 2019, zur Illustration seines Entsetzens angesichts der SPD-Wahlschlappe bei der Europawahl. Man ahnt, dass Kevin Kühnert es für eine verbale Entsprechung seiner eigenen un-fucking-fassbaren Qualitäten als Politiker hält: frei von der Leber weg, ein bisschen gewagt, emotional ehrlich, jugendkompatibel.
Vor allem soll das Wort "un-fucking-fassbar" einfach cool wirken. Es wirkt aber einfach doof, allein schon, weil jedes Auspolstern eines deutschen Wortes durch den Einschub von "fucking" per se doof ist. Wenn zudem nicht etwa ein Pubertierender es verwendet, sondern ein Mann, der am 1. Juli 34 Jahre alt wird (falls das doch jemand wissen wollte), dann darf man ausnahmsweise mit dem Jugendwort des Jahres 2021 parieren: cringe!