Keine Anklage gegen Polizisten:Krawalle in Ferguson nach Jury-Entscheidung

Ferguson: Der Polizist, der Michael Brown erschoss, wird nicht angeklagt. Demonstrationen schlagen in Gewalt um.

Polizist bei Krawallen in Ferguson nach dem Gerichtsentscheid.

(Foto: AFP)
  • Der Polizist, der die tödlichen Schüsse auf den schwarzen Teenager Michael Brown abgab, wird nicht angeklagt. Das hat eine Geschworenenjury entschieden.
  • Hunderte Demonstranten versammeln sich in Ferguson. Es gibt Berichte über Plünderungen und brennende Polizeiautos. Die Polizei setzt offenbar Tränengas ein.
  • In anderen Städten in den USA kommt es zu friedlichen Protesten.
  • Michael Browns Eltern reagieren enttäuscht: "Der Killer unseres Sohnes wird keine Folgen seiner Taten tragen müssen."

Die Entscheidung des Gerichts

Eine Geschworenenjury hat entschieden, dass der Polizist Darren Wilson für seine tödlichen Schüsse auf den schwarzen Teenager Michael Brown nicht zur Rechenschaft gezogen wird. Nach dreimonatigen Anhörungen und Beratungen traf das zwölfköpfige Gremium (neun Weiße, drei Schwarze) die Entscheidung, dass keine Anklage erhoben wird; Generalstaatsanwalt Robert McCulloch verkündete diese am Montagabend.

Tränengas in Ferguson

In Ferguson versammeln sich Hunderte Demonstranten, die teils Steine und Flaschen auf die Polizei werfen, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichten. Zudem sollen Demonstranten Läden geplündert und ein Polizeiauto in Brand gesetzt haben. Fernsehbilder zeigen Gebäude und Autos in Flammen. Die Polizei setzt offenbar Rauchbomben und Pfefferspray ein, um die Menge auseinanderzutreiben.

Viele Geschäfte in Ferguson haben ihre Fenster mit Sperrholzplatten vernagelt. Der Gouverneur von Missouri hatte bereits vor einigen Tagen den Notstand ausgerufen und die Nationalgarde angefordert, um die Polizei vor Ort zu unterstützen. Auch in anderen Städten gibt es Protestmärsche.

Eltern: "Killer muss keine Folgen tragen"

In einer Erklärung äußern sich die Eltern Michael Browns unzufrieden: "Wir sind extrem enttäuscht, dass der Killer unseres Sohnes keine Folgen seiner Taten tragen muss." Sie fordern Körper-Kameras für alle Polizisten und rufen die Demonstranten auf, friedlich zu bleiben. US-Präsident Barack Obama rief die Demonstranten dazu auf, ihre Meinung friedlich kundzutun.

Der Tod von Michael Brown

Der unbewaffnete schwarze Teenager Michael Brown war am 9. August in Ferguson von einem weißen Polizisten mit sechs Schüssen getötet worden. Das hatte im Sommer zu tagelangen Unruhen in Ferguson geführt, das in der Nähe der Großstadt St. Louis liegt. An dem Fall entzündete sich eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt. Die mehrheitlich afroamerikanische Bevölkerung von Ferguson fühlt sich von der überwiegend weißen Polizeitruppe des Vororts diskriminiert.

Die Grand Jury

[] Die Grand Jury setzt sich aus zwölf Schöffen zusammen. Im aktuellen Fall aus einem schwarzen und sechs weißen Männern, zwei schwarzen und drei weißen Frauen. Das spiegelt in etwa die Zusammensetzung des Bezirks St. Louis wider - aber nicht die der Stadt Ferguson, in der die Bevölkerung zu zwei Dritteln schwarz ist.

[] Die Schöffen wurden nicht speziell für die aktuelle Entscheidung eingesetzt. Die Mitglieder einer Grand Jury werden in der Regel für vier Monate berufen, dann setzt sich das Gremium neu zusammen.

[] Die Grand Jury, die sich nun mit Darren Wilson befasst, ist im Mai zum ersten Mal zusammengetreten. Ihr Dienst wurde jedoch verlängert. Seit Ende August befassen sich die Schöffen nur noch mit den Schüssen auf Michael Brown.

[] Für eine Anklage hätten neun der zwölf Schöffen dies fordern müssen. In diesem Fall wäre Wilson sofort in Gewahrsam genommen worden, es wäre zum Prozess gekommen. Da die Jury keine Anklage erhebt, bleibt Wilson ein freier Mann, der Staat stellt das Verfahren gegen ihn ein. Wilson könnte jedoch noch in einem Zivilprozess verklagt werden.

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