Katholische Kirche:Vatikan gründet Tribunal für Missbrauchsvorwürfe

Katholische Kirche: Für Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen gründet der Papst nun ein Tribunal im Vatikan.

Für Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen gründet der Papst nun ein Tribunal im Vatikan.

(Foto: AP)
  • Das Oberhaupt der katholischen Kirche will härter gegen Bischöfe vorgehen, die sexuellen Missbrauch in ihren Bistümern vertuschen.
  • Franziskus billigte einen Vorschlag der 2014 gegründeten Päpstlichen Kinderschutzkommission.
  • Dieser sieht die Einrichtung einer neuen Gerichtssektion für den Kampf gegen Kindesmissbrauch vor. Für die Instituition soll ein eigener Sekretär ernannt werden.

Neue Gerichtssektion für Missbrauchsfälle

Lange hat sich die katholische Kirche dagegen gewehrt, sich mit Missbrauchsfällen in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. war der erste Pontifex, der sich bei Missbrauchsopfern entschuldigt hatte. 400 Priester entließ er allein in den Jahren 2011 und 2012 wegen des Verdachts auf Kindesmissbrauch. Sein Nachfolger, Papst Franziskus, führt die Aufarbeitung fort.

Jetzt soll im Vatikan eine neue juristische Abteilung gegründet werden, um Amtsmissbrauchs-Beschwerden gegen Bischöfe zu prüfen. Dazu gehören auch Beschwerden gegen Kirchenmänner, die im Verdacht stehen, Fälle sexuellen Missbrauchs vertuscht zu haben. Der Papst habe einem entsprechenden Vorschlag der 2014 gegründeten Päpstlichen Kinderschutzkommission zugestimmt, hieß es in einer Mitteilung des Vatikans. Mit der neuen Institution soll auch ein eigener Sekretär für das Thema ernannt werden.

Vertuschung durch Bischöfe bislang ungeahndet

Bislang fehlte eine Prozessordnung für Bischöfe, die ihrer Verantwortlichkeit nicht nachkommen und sexuellen Missbrauch in ihrem Bistum vertuschen. Solche Fälle landen stattdessen ohne rechtliche Zwischeninstanzen beim Papst. Bis heute ist kein einziger Bischof wegen Vertuschung von Missbrauchsfällen aus dem Amt entfernt worden.

Eine Situation, die von der Kinderschutzkommission hart kritisiert wurde: "Es kann nicht angehen, dass ein Bischof vertuscht, verschweigt oder zum Beispiel auch den Priester von einer Diözese in die andere schickt (...) um das Verbrechen nicht zu ahnden", sagte ein Kommissionsmitglied kürzlich in einem Interview mit dem Vatikanradio. Es brauche konkrete Sanktionen.

Vatikan in der Kritik

Zwar hatte Papst Franziskus im Sommer 2013 ein Dekret unterzeichnet, wonach alle Straftraten gegen Minderjährige verfolgt werden sollen, vom Herunterladen kinderpornografischer Inhalte aus dem Internet bis zum sexuellen Missbrauch. Doch vielen gingen die Reformen weder weit noch schnell genug. Immer wieder geriet die katholische Kirche für ihren nachlässigen Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen in die Kritik.

Anfang 2014 warfen die Vereinten Nationen dem Vatikan die Verletzung der UN-Kinderrechtskonvention vor. Man sei zutiefst besorgt darüber, dass der Heilige Stuhl das Ausmaß der Verbrechen nicht anerkenne und nicht die erforderlichen Maßnahmen ergreife, um Missbrauchsfälle zu verhindern und Kinder zu schützen, hieß es in dem UN-Bericht.

Die Gründung der neuen juristischen Institution gilt nun als wichtiger Schritt, Bischöfe für die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche zur Verantwortung zu ziehen.

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