Glaubenslehre:Italien bekommt ein neues Vaterunser

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Papst Franziskus ist überzeugt, dass Gott nicht in Versuchung führt. (Foto: dpa)
  • Die italienischen Katholiken sagen im Vaterunser statt "Führe uns nicht in Versuchung" künftig "Überlasse uns nicht der Versuchung".
  • Am ersten Advent tritt die Neuerung in Kraft, ein geändertes Messbuch soll nach Ostern erscheinen.
  • Die französischen Katholiken haben das Vaterunser bereits entsprechend geändert, die Deutsche Bischofskonferenz lehnt das ab.

Italiens Katholiken bekommen ein neues Vaterunser. Die Bitte "Führe uns nicht in Versuchung" lautet in der offiziellen Fassung künftig "Überlasse uns nicht der Versuchung". Der Theologe und Erzbischof Bruno Forte sagte der Internetseite Vatican News, dass Gott "uns irgendwie eine Falle stellt" sei "eine absolut nicht hinnehmbare Vorstellung". Ein entsprechend geändertes italienisches Messbuch soll laut Forte nach Ostern erscheinen. Mit Beginn des neuen Kirchenjahrs am ersten Advent tritt die Neuerung in Kraft, also am 29. November.

Forte sagte, den Gläubigen sollte die Umstellung keine großen Probleme bereiten. Die veränderte Übersetzung solle helfen, das Vaterunser "bewusster zu beten und näher an dem, was die Intention Jesu war", so der Erzbischof von Chieti-Vasto, der mehrere Jahre Mitglied der Internationalen Theologenkommission im Vatikan war.

In Frankreich beten die Gläubigen das Vaterunser bereits seit Anfang Dezember 2017 in der geänderten Fassung, in der französischsprachigen Schweiz seit Ostern 2018. Auch in Deutschland hatten Theologen nach der französischen Initiative gefordert, die Übersetzung anzupassen. Die deutsche Bischofskonferenz lehnte eine Änderung aber im Januar 2018 unter Verweis auf "philologische, exegetische, liturgische oder nicht zuletzt auch ökumenische Gründe" ab. Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte zuvor ebenfalls bekundet, sie sehe keinen Änderungsbedarf.

Angestoßen hat die Diskussion Papst Franziskus. Die - im Italienischen und im Deutschen ähnlich übersetzte - Bitte "Und führe uns nicht in Versuchung", sei "keine gute Übersetzung", sagte das katholische Kirchenoberhaupt dem italienischen Sender TV2000 im Dezember 2017. Es sei nicht Gott, sondern Satan, der den Menschen in Versuchung führe. Ein Vater mache so etwas nicht, sondern helfe, wieder aufzustehen.

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