Katholische Kirche:Deutsche Bischöfe verordnen sich Frauenquote

Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz

Der Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, geleitet von Bischof Franz-Josef Bode.

(Foto: dpa)
  • Die katholische Kirche in Deutschland will den Anteil von Frauen auf der Leitungsebene der Bistümer auf mindestens ein Drittel steigern.
  • Die Zielvorgabe von einem Drittel werde 2023 überprüft, sagte Bischof Franz-Josef Bode auf der Deutschen Bischofskonferenz.
  • Einer Untersuchung zufolge stieg der Frauenanteil auf der oberen Leitungsebene zwar in den vergangenen Jahren, diese Steigerung sei "aber längst nicht zufriedenstellend".

Die katholische Kirche in Deutschland hat sich einen höheren Anteil von Frauen in Führungspositionen verordnet. Die Bischöfe wollen den Anteil von Frauen auf der Leitungsebene der Bistümer in den kommenden vier Jahren auf mindestens ein Drittel steigern. Das kündigte der Vorsitzende der Unterkommission Frauen der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, am Dienstag in Lingen an.

In den Bistumsverwaltungen ist der Anteil der Frauen in den Chefetagen bereits in den vergangenen fünf Jahren gestiegen, wie aus einer in Lingen vorgestellten Studie hervorgeht. Nach wie vor sind sie dort aber unterrepräsentiert.

Der Untersuchung zufolge stieg der Frauenanteil auf der oberen Leitungsebene seit 2013 von 13 auf rund 19 Prozent und auf der mittleren Ebene von 19 auf 23 Prozent. Dieser Zuwachs "ist nicht nichts, aber längst nicht zufriedenstellend", sagte Bode. Die Zielvorgabe von einem Drittel werde 2023 überprüft, so der Osnabrücker Bischof.

Bereits am Vortag hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, gesagt, dass er von seiner früheren Ablehnung einer verpflichtenden Frauenquote abgerückt sei. Laut Bode hat die Erhebung Faktoren benannt, die Frauen daran hindern, kirchliche Chefposten anzunehmen. So schienen die in Frage kommenden Stellen für Frauen wenig attraktiv zu sein. Es fehle oft an weiblichen Vorbildern.

Traditionelle Frauen- oder Familienbilder und Aufgabenzuschreibungen setzten Frauen unter Rechtfertigungsdruck und wirkten auch in die Personalauswahl hinein. Überwiegend werde Leitung in Vollzeit und mit einem hohen Anspruch an Präsenz ausgeübt. Zudem trügen "der massive Nachwuchsmangel" in allen Kirchenberufen und der fehlende Frauenanteil in den mittleren Leitungspositionen dazu bei, dass es kaum Kandidatinnen für führende Stellen gebe.

Der Studie zufolge haben sechs Bistumsverwaltungen gar keine Frau auf oberer Leitungsebene, elf beschäftigen je eine Frau, fünf je zwei und weitere fünf Bistümer drei bis fünf Frauen in einer solchen Funktion. Damit werde selten die "kritische Masse" von 30 Prozent auf dieser Ebene erreicht. Nach Bodes Angaben unterstützen die Bischöfe das Mentoring-Programm des Hildesgardis-Vereins, um mehr Frauen in kirchliche Führungspositionen zu bringen. Bei dem weltweit einmaligen Projekt werden seit 2016 führungsinteressierte Frauen von einer Mentorin oder einem Mentor begleitet und fortgebildet. Bis Ende des zweiten Durchgangs im Sommer 2020 werden 100 weibliche Nachwuchskräfte aus 23 Diözesen und katholischen Hilfswerken an dem Mentoring teilgenommen haben, wie die Vereins-Geschäftsführerin Birgit Mock erläuterte. Ein dritter Durchgang ist in Planung.

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