Katholische Kirche:80-jähriger Priester sagt in der Messe "Sieg Heil"

Zu alt zum Predigen? Im Bistum Trier hat ein Priester während seiner Sonntagspredigt den Nazi-Gruß "Sieg Heil" verwendet. Der Mann wird als "gesundheitlich sehr angeschlagen" beschrieben.

Diese Predigt sorgte für Gesprächsstoff: Ein 80-jähriger Vertretungspriester hat während seiner Sonntagspredigt den verbotenen Nazi-Gruß "Sieg Heil" ausgesprochen. Kirchenbesucher verließen daraufhin den Gottesdienst. Bistumssprecher André Uzulis bestätigte auf Anfrage von Süddeutsche.de: "Mehrere Beschwerden haben das Bistum erreicht."

Der Priester sei "hoch betagt und gesundheitlich sehr angeschlagen". Der Bistumssprecher wies zudem darauf hin, dass es an dem betreffenden Sonntag in Fell bei Trier sehr heiß gewesen sei und dem Geistlichen die hohen Temperaturen offensichtlich zu schaffen machten. Der Vorfall ereignete sich am 4. August. Der 80-Jährige hat sich mittlerweile entschuldigt.

In welchem Kontext der emeritierte Professor für Kirchengeschichte den Nazi-Gruß verwendete, ist nicht bekannt. Er habe ihn "in einem Vergleich" und nicht als Ausruf benutzt, sagte der Bistumssprecher. Die lokale Tageszeitung "Trierischer Volksfreund" zitiert den 80-Jährigen: "Das ist mir so herausgerutscht, ohne etwas dabei zu denken. Ich war so begeistert bei dieser Messe, da ist mir diese Formulierung so blöd über die Lippen gekommen."

Mit seiner Äußerung verstößt der Geistliche gegen Paragraph 86a des Strafgesetzbuches, der das "Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" bestraft. Die Predigt war Bistumssprecher Uzulis zufolge nicht vorher schriftlich fixiert worden. "Es gibt ja auch Priester, die im Idealfall frei predigen können", so der Sprecher.

Mit dem Geistlichen werde nun ein Gespräch geführt, sagte er weiter. Darin wollen seine Vorgesetzten den 80-Jährigen "darauf hinweisen, dass der Vorfall nicht einfach so akzeptiert werden kann." Welche Konsequenzen die unüberlegte Predigt hat, war zunächst noch unklar.

Besonders in der Urlaubszeit werden häufig Ruhestandsgeistliche als Vertretung eingesetzt. Der Priesterstatus geht im Ruhestand nicht verloren.

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