Süddeutsche Zeitung

Doha:Katar entschuldigt sich für Intimuntersuchungen am Flughafen

Nachdem ein Neugeborenes gefunden worden war, suchten die Mitarbeiter mit rabiaten Methoden nach der Mutter. Australiens Regierung fordert Aufklärung.

Nach der erzwungenen Intimuntersuchung von Passagierinnen am Flughafen von Doha auf der Suche nach der Mutter eines Neugeborenen hat sich Katar für das Vorgehen entschuldigt. Unter Druck durch die australische Regierung, die das Vorgehen verurteilt hatte, teilte die Regierung von Katar am Mittwoch mit, man habe Ermittlungen zu der Behandlung der betroffenen Frauen begonnen.

Am Flughafen von Doha war am 2. Oktober ein Neugeborenes gefunden worden. Das Kommunikationsbüro der Regierung von Katar teilte am Mittwochmorgen mit, das Neugeborene sei "verborgen in einer Plastiktüte und unter Müll begraben" am Flughafen entdeckt worden. Man gehe davon aus, dass jemand versucht habe, das Mädchen zu töten.

Auf der Suche nach der Mutter holten die dortigen Behörden 18 Frauen aus dem Qatar Airways-Flug 908 nach Sydney. Das erklärte Australiens Außenministerin Marise Payne. Demnach waren unter den Frauen 13 Australierinnen, andere sollen aus Frankreich und Großbritannien stammen. Es sei außerdem eine noch nicht klar zu beziffernde Zahl von Frauen aus zehn weiteren Flugzeugen untersucht worden. Man habe Katar aufgefordert, eine umfangreiche Dokumentation des Vorfalls zu senden, so Payne weiter. Diese werde "sehr bald" erwartet.

Denn Erklärungen, wie die Entscheidung getroffen wurde, Frauen unter Zwang im Intimbereich zu untersuchen, hat Katar bis dato nicht mitgeteilt. Menschenrechtsaktivisten verglichen derartige Untersuchungen mit sexuellen Übergriffen.

Katar bedauere, bei Reisenden Leid ausgelöst oder die persönliche Freiheit verletzt zu haben, hieß es. Der australische Sender Seven Network News hatte berichtet, die Frauen seien in einem Rettungswagen auf dem Rollfeld untersucht worden. Ein männlicher Passagier berichtete demnach, die Frauen seien unabhängig ihres Alters und ohne Erklärung aus dem Flugzeug geholt worden. "Als ich in den Rettungswagen gestiegen war, stand dort eine Frau mit Maske", berichtete eine der betroffenen Frauen dem Nachrichtensender ABC. Dann sei die Tür des Wagen zugeschlagen und abgeschlossen worden.

Wie in vielen Ländern des Nahen Ostens ist in Katar Sex außerhalb der Ehe eine Straftat. In der Vergangenheit haben Frauen schon öfter Schwangerschaften versteckt und versucht, für die Geburt ins Ausland zu reisen. Andere haben ihre Babys ausgesetzt, um Gefängnisstrafen zu entgehen.

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