Süddeutsche Zeitung

Missbrauch in der Kirche:Papst äußert sich vorerst nicht zu Pell-Verurteilung

Lesezeit: 1 min

Die Nachricht des Schuldspruchs von Kardinal George Pell sei "schmerzhaft", sagte Vatikansprecher Alessandro Gisotti bei einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag in Rom. Der Vatikan wolle aber auf ein Urteil in einem Berufungsverfahren warten. Kardinal Pell habe seine Unschuld erklärt und habe das Recht, sich bis zur letzten Instanz zu verteidigen, sagte Gisotti. Als ehemaliger Finanzminister des Vatikan und Vertrauter von Papst Franziskus ist Pell weltweit der ranghöchste katholische Würdenträger, der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt und verurteilt wurde.

Bereits verhängte Maßnahmen gegen Pell würden weiterhin gelten, sagte Vatikansprecher Gisotti. George Pell dürfe - "bis die Fakten definitiv geklärt sind" - weder sein Priesteramt öffentlich ausüben noch Kontakt mit Minderjährigen haben. Bereits seit Sommer 2017 war Pell wegen der Missbrauchsvorwürfe von seinem Amt als Finanzchef des Vatikan freigestellt gewesen. Am Tag nach dem unter Ausschluss der Medienöffentlichkeit verkündeten Urteil im Dezember 2018 hatte Papst Franziskus ihn und zwei weitere Kardinäle aus dem einflussreichen Kardinalsrat für die Kirchenreform entlassen - allerdings "aus Altersgründen", wie es offiziell hieß.

Zu dem jetzt veröffentlichten Urteil hat sich der Papst bislang nicht persönlich geäußert. In einer Grundsatzrede zum Abschluss der Kinderschutz-Konferenz aber hatte Franziskus am Morgen noch einen Appell an "alle Verantwortungsträger" ausgesprochen, gegen den Missbrauch von Minderjährigen zu kämpfen. "Es handelt sich um abscheuliche Verbrechen, die auf dem Antlitz der Erde ausgemerzt werden müssen. Darum bitten viele verborgene Opfer in den Familien und in den verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft."

Australische Würdenträger reagieren mit "Schock"

Stellung genommen hat die australische Bischofskonferenz. "Die Nachricht der Verurteilung von Kardinal George Pell wegen historischer Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern hat viele in Australien und in aller Welt, einschließlich der katholischen Bischöfe von Australien, schockiert", erklärte Erzbischof Mark Coleridge, Vorsitzender der Bischofskonferenz. "Jeder sollte vor dem Gesetz gleich sein und wir respektieren das australische Justizsystem", so der Erzbischof weiter. "Das gleiche System, auf dessen Grundlage das Urteil gefällt wurde, wird die Berufung prüfen, die das Anwaltsteam des Kardinals eingelegt hat", fügte er hinzu.

Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von Melbourne, Peter Comensoli, zur Verurteilung seines Vorvorgängers. "Es ist jetzt wichtig, dass wir mit Respekt vor den laufenden juristischen Verfahren das Ergebnis der Berufung abwarten", betonte der Erzbischof. Sowohl Coleridge als auch Comensoli versicherten, alles zu tun, dass die Kirche ein "sicherer Ort" für Kinder ist.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4345551
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/kna/aner
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.