Kanzleramt:Sexiest Man Alive a. D. spricht im Kanzleramt über Flüchtlinge

George Clooney lobt Angela Merkels Flüchtlingspolitik - und steht damit in Hollywood nicht alleine da. Positive PR hat die Kanzlerin schließlich dringend nötig.

Von Benedikt Peters

In beigen Polstermöbeln sitzen sie über Eck: Die Bundeskanzlerin (dreimal gewählt: 2005, 2009, 2013) und der Sexiest Man Alive (zweimal gewählt: 1997, 2006). Angela Merkel links, George Clooney rechts. So zeigt es ein Foto, geknipst am Freitagmorgen im Kanzleramt in Berlin. In der Mitte: Amal Alamuddin, Menschenrechtsanwältin, die den Schauspieler 2014 heiratete und seitdem mit Nachnamen Clooney heißt.

Amal Clooney guckt interessiert, Merkel konzentriert - und George Clooney erzählt, die Hände hat er ausgebreitet. Der Schauspieler gibt den politischen Visionär. Und Angela Merkel kann sich über ein bisschen positive PR in schwierigen Zeiten freuen.

Untypisch für die Kanzlerin

Dass viel über das Treffen geredet worden war, lag einerseits an der Geheimniskrämerei der Bundesregierung: Das Bundespresseamt wollte das Treffen noch am Vormittag nicht bestätigen, obwohl die Clooneys längst mit schwarzen Sonnenbrillen im schwarzen Audi vor dem Kanzleramt vorgefahren waren.

Es lag auch daran, dass dieser Termin so untypisch für die Kanzlerin ist: Hin und wieder schmückt sie sich mit erfolgreichen Sportlern wie 2014 mit den Fußball-Weltmeistern - aber mit Hollywoodstars eigentlich nicht.

Von der Regel sind nur wenige Ausnahmen bekannt: Ende 2014 besuchte sie Steven Spielberg und Tom Hanks bei den Dreharbeiten zum Film "Bridge of Spies", der von einem Agentenaustausch im Kalten Krieg handelt, in Berlin. Das hatte aber - neben der menschennahen Publicity - wohl eher mit dem persönlichen Interesse Merkels zu tun. Später durften Hanks und Spielberg ins Kanzleramt. Spielberg sagte hinterher, im Gespräch sei es um den Mauerfall gegangen.

Clooney gab sich gönnerhaft

Bei Clooneys Besuch im Kanzleramt ist der politische Hintergrund ein anderer. Auf der Berlinale, die am Donnerstag mit dem Film "Hail, Cesar!" eröffnete, hatte Hauptdarsteller Clooney die Flüchtlingspolitik Angela Merkels gelobt. Auf dem roten Teppich sagte er: "Ich bin absolut einverstanden damit."

Das klang etwas gönnerhaft, schließlich muss Merkel in Sachen Flüchtlinge nicht in Hollywood (beziehungsweise in London, wo die Clooneys wohnen) nachfragen. Dennoch kann der Kanzlerin die prominente Unterstützung nutzen. Clooneys Filme erreichen Millionen Menschen. Das gilt auch in Deutschland, wo die Zustimmung zu Merkels Flüchtlingspolitik von Monat zu Monat schwindet. Der Schauspieler hat Netteres über die Kanzlerin zu sagen als ihr Koalitionspartner Horst Seehofer.

Lob für Merkel auch von Angelina Jolie

Hinzu kommt: Clooney ist glaubwürdig. Seit Jahren bezieht er politisch Stellung, 2008 wurde er UN-Friedensbotschafter. Er hat sich für die Unabhängigkeit des Südsudan engagiert und ein Programm initiiert, das Menschenrechtsverletzungen in dem Land dokumentieren soll.

Clooney ist übrigens nicht der erste Hollywoodschauspieler, der Merkels Flüchtlingspolitik lobt. Im Dezember tat dies bereits Angelina Jolie, die sich als UN-Sonderbotschafterin für Menschenrechte und Flüchtlinge engagiert. Merkel habe in der Flüchtlingskrise "Stärke bewiesen und sehr viele Menschen gerettet", sagte Jolie der Welt am Sonntag. Außerdem würde sie "liebend gern" die Kanzlerin treffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: