Süddeutsche Zeitung

Kriminalität:Mörder der 15-jährigen Mia tot in Zelle gefunden

Lesezeit: 2 min

Der verurteilte Mörder der 15-jährigen Mia ist tot in seiner Zelle in der Jugendstrafanstalt Schifferstadt aufgefunden worden. Das teilten das Polizeipräsidium Rheinpfalz und die Staatsanwaltschaft Frankenthal in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit. Demnach entdeckten Beamte gegen sechs Uhr am Donnerstagmorgen den leblosen Körper von Abdul D.

"Derzeit gibt es keine Anhaltspunkte auf Fremdeinwirkung. Suizidale Absichten waren nach Auskunft der Anstaltsleitung nicht erkennbar", heißt es in der Mitteilung. Staatsanwaltschaft und Polizei haben ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, um die genauen Todesumstände zu klären. Der Leichnam soll am Freitag im rechtsmedizinischen Institut in Mainz obduziert werden.

Die Einzelzelle sei von außen verschlossen gewesen, sagte ein Sprecher des Justizministeriums in Mainz. Die Zelle sei nicht videoüberwacht gewesen, weil es keine Anzeichen für eine Selbsttötungsabsicht gegeben habe.

Die 15-jährige Mia war im Dezember 2017 von ihrem Ex-Freund in einem Drogeriemarkt in Kandel erstochen worden. Da Abdul D. damals mutmaßlich noch minderjährig war, verurteilte ihn das Landgericht Landau nach Jugendstrafrecht zu achteinhalb Jahren Haft. Sein Anwalt erklärte damals, Abdul D. akzeptiere das Strafmaß. Das Urteil sei "angemessen". Der Fall hatte eine bundesweite Debatte um Flüchtlinge in Deutschland ausgelöst. In Kandel kam es zu zahlreichen fremdenfeindlichen Protesten.

Abdul D. war nach seiner Ankunft in Deutschland als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aufgenommen und betreut worden. Er gab sein Alter zunächst mit 15 Jahren an. Nach der Tat kamen Zweifel auf, ob er tatsächlich so jung ist. Ein Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft kam zu dem Ergebnis, dass er zum Zeitpunkt der Tat mindestens 17 Jahre und sechs Monate, wahrscheinlich aber schon 20 Jahre alt war.

Als Motiv für die Tat hatte die Staatsanwaltschaft Eifersucht und Rache angenommen. Sie ging davon aus, dass Abdul D. Mia bestrafen wollte, weil sie sich wenige Wochen vor der Tat von ihm getrennt hatte. Der damalige Anwalt von Abdul D., Maximilian Endler, sagte am Donnerstag zu der Todesmitteilung: "Ich weiß von nichts und kann daher auch nichts dazu sagen." Er hatte nach dem Urteil gesagt, er rechne damit, dass sein Mandant nach der Verbüßung eines Teils der Strafe abgeschoben werde.

Anmerkung der Redaktion: Wir sind bei unserer Berichterstattung über Suizide bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen von Suizidgedanken, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4634954
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/jael/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.