Es scheint absurd, dass ein Vater dem Entführer seines Kindes dankt - vor allem, wenn dieser ein vorbestrafter Sexualtäter ist. Dem Kanadier Paul Hebert aus Sparwood in der kanadischen Westprovinz British Colombia waren ein paar Dankesworte dennoch ein Anliegen. "Sie haben das Richtige getan", sagte er schluchzend in zahlreiche Kameras.
Vergangene Woche war sein dreijähriger Sohn Kienan aus seinem Schlafzimmer entführt worden. Die Eltern waren verzweifelt, nach vier Tagen jedoch lag das Kind plötzlich wieder im Elternhaus in seinem Bettchen. Scheinbar hatte der Entführer das Kind unbemerkt wieder in das von der Polizei überwachte Haus zurückgebracht. Am Mittwoch nun haben die Ermittler einen Verdächtigen festgenommen: den 46-jährigen Randall Hopley.
In den 26 Jahren als Polizeibeamter habe ich so etwas noch nie erlebt", sagte Dan Moskaluk, Korporal der kanadischen Polizei. Unablässig hatten 60 Polizeibeamte nach Kienan gesucht. Hunderte Freiwillige halfen, die Umgebung von Sparwood abzusuchen. Die Menschen in dem kleinen Dorf fühlten sich bislang so sicher, dass sie nicht einmal ihre Häuser abschlossen.
Der mutmaßliche Entführer Hopley scheint dies ausgenutzt zu haben. Er war bereits 1985 wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden, vor vier Jahren wurde gegen ihn wegen der versuchten Entführung eines zehnjährigen Jungen ermittelt. Was den Entführer bewogen hat, das Kind nun wieder körperlich unversehrt zurückzubringen, ist noch unklar - und auch, wie er das geschafft hat. Beim Verhör werden die Ermittler einige Fragen haben.