Kanada:Schüsse, Pause, wieder Schüsse

Kanada: Eine Polizistin eskortiert eine Passantin vom Tatort in Toronto.

Eine Polizistin eskortiert eine Passantin vom Tatort in Toronto.

(Foto: Frank Gunn/AP)

Ein Schütze tötet in Toronto erst zwei Menschen und dann sich selbst.

Von Oliver Klasen, Toronto/München

Tragödie ist das Wort, das man an diesem Tag in Toronto am häufigsten hört und liest. "Es ist eine Tragödie", twittert Justin Trudeau, Kanadas Premierminister am Montagmorgen - wenige Stunden zuvor hatte John Tory, der Bürgermeister von Toronto, dasselbe Wort benutzt. Man solle von Spekulationen absehen und die Ermittlungen abwarten, schrieb Tory noch, aber eines sei bereits jetzt klar, sagte er später vor Journalisten: Toronto habe ein Schusswaffenproblem.

Eine Frau und ein neunjähriges Mädchen sind tot, gestorben durch Schüsse aus der Waffe eines Schützen, der ebenfalls ums Leben kam, außerdem gibt es zwölf Verletzte, so viel ist bisher bekannt. Noch ist die Polizei damit beschäftigt, die Hintergründe der Tat zu ermitteln, die sich am Sonntagabend gegen 22 Uhr Ortszeit auf einer belebten Straße ereignete, der Danforth Avenue in Greektown, im griechischen Viertel von Toronto. "Es wurde geschossen, dann gab es eine Pause, dann neue Schüsse und wieder eine Pause. Es müssen 20, 30 Schüsse gewesen sein. Wir sind nur noch gerannt", so zitiert die Zeitung The Globe and Mail einen Mann, der die Tat miterlebt hat. Die Polizei weiß inzwischen, dass der Schütze ein 29-jähriger Mann ist. Man habe ihn kurz nach der Tat ungefähr drei Häuserblocks entfernt lokalisiert und das Feuer eröffnet. Der Mann sei geflohen und auf der Danforth Avenue tot aufgefunden worden. Noch ist unklar, ob der Täter sich selbst erschoss oder durch die Polizeikugeln starb. Genauso unklar ist sein Motiv, der Ermittler haben dazu bisher nichts mitgeteilt.

Schon werden Parallelen gezogen zu der Tat, die Toronto im April erschütterte. Damals hatte ein Mann einen Lieferwagen mit voller Geschwindigkeit auf einen Fußgängerweg mitten in der Innenstadt gelenkt und zehn Menschen getötet. Sein wahrscheinliches Motiv: Hass auf Frauen. Erst in der vergangenen Woche hatte die Polizei von Toronto einen Plan gegen zunehmende Schusswaffengewalt vorgelegt. Sie will 200 zusätzliche Kräfte einstellen und in besonders unsicheren Vierteln verstärkt Streife gehen. Zwar sind Schusswaffen in Kanada ein nicht ganz so massives Problem wie in den USA. Allerdings kam es in Toronto in diesem Jahr bereits zu mehr als 200 Schießereien. Bei mehr als 20 davon wurden Menschen getötet. Bürgermeister Tory drückt es so aus: "Waffen sind zu einfach zugänglich für zu viele Menschen

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