Umweltkatastrophe vor Kamtschatka:Tiersterben hat angeblich natürliche Ursache

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Der Chalaktyrskij-Strand im Süden der Halbinsel Kamtschatka ist berühmt für seine hohen Wellen und den schwarzen Sand - und seit neuestem auch für tote Meerestiere. (Foto: Dmitry Sharomov/Greenpeace Russia/dpa)

Vor der russischen Halbinsel Kamtschatka wurden massenhaft tote Tiere angeschwemmt. Die Ermittlungsbehörde in Moskau teilt nun mit, sie habe keine Giftstoffe gefunden. Sie hat einen anderen Verdacht.

Das massenhafte Tiersterben vor der Küste der russischen Halbinsel Kamtschatka hat nach Behördenangaben natürliche Ursachen gehabt. Experten gingen derzeit davon aus, dass pflanzliches Plankton dafür verantwortlich sei, teilte das Ermittlungskomitee am Freitag in Moskau mit.

Bei Schiffen und U-Booten der Marine, die in die Bucht vor der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski einliefen, seien keine Ölprodukte ausgetreten. "In den untersuchten Proben von Wasser, Boden und Meeresorganismen wurden keine Schwermetalle gefunden." Die Ermittlungsbehörde in Moskau hatte vor einigen Tagen Ermittlungen gegen Unbekannt eingeleitet und nun erste Ergebnisse vorgelegt.

Die regionale Umweltbehörde hingegen hatte in Wasserproben eine vierfach erhöhte Menge an Ölprodukten gefunden, die Konzentration von Phenol und anderen chemischen Stoffen war um das Zweieinhalbfache erhöht. Umweltschützer befürchteten, dass staatliche Stellen die wahre Ursache für das Tiersterben geheim halten könnten. In Russland kommt es immer wieder zu größeren Umweltverschmutzungen. Die hohe Konzentration von Erdölprodukten an der Küste, an der Ende September Hunderte tote Meerestiere wie Seesterne, Fische, Kraken und Robben angespült wurden, sei nicht kritisch, teilte die Behörde mit. Dies werde bereits seit 1970 beobachtet.

Surfer klagten über Übelkeit und brennende Augen

Surfer am bekannten Chalaktyrskij-Strand im Süden der großen Halbinsel hatten von Übelkeit, Halsschmerzen und brennenden Augen berichtet. Bei den untersuchten Sportlern seien aber keine Anzeichen einer Vergiftung festgestellt worden.

Umweltschützer sprachen von einer ökologischen Katastrophe. An einigen Stellen sei in einer Wassertiefe von zehn bis 15 Metern jegliches Leben ausgelöscht. Organisationen wie Greenpeace halten giftige Stoffe, die ins Meer gelangt sind, als Ursache ebenso für denkbar wie giftige Algen, die sich wegen des Klimawandels massenhaft vermehrt hätten. Vor der Küste hatten Forscher vor zwei Wochen aus der Luft eine 40 Kilometer lange verfärbte Fläche entdeckt, dort sei das Wasser trüb gewesen, auf den Wellen habe sich Schaum gebildet. Als wahrscheinlichste Quelle haben Umweltorganisationen eine alte Deponie für giftige Chemikalien am Fuße des Koselskij-Vulkans ausgemacht.

Der Ermittlungsbehörde in Moskau zufolge wird die Untersuchung vor Kamtschatka fortgesetzt.

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Von Silke Bigalke

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