Kampf gegen Kinderpornos:Öffentliche Bilder-Fahndung

Europol zeigt Bildausschnitte, die zu Kinderschändern führen könnten.

Von Hannes Vollmuth

Wer sich zu den regelmäßigen Zuschauern von "Aktenzeichen XY ... ungelöst" zählt, kennt das Verfahren schon: Scheinbar nichtssagende Bilddetails werden dort immer wieder und in starker Vergrößerung gezeigt - in der Hoffnung, dass irgendwo ein Zuschauer vor seinem Fernsehgerät sitzt und mehr dazu sagen kann. Zum Beispiel dazu, wem das T-Shirt mit diesem speziellen Aufdruck gehören könnte. Oder: Wo es Wohnungen mit einem solchen Teppichmuster gibt.

Auf diese Art der Öffentlichkeitsfahndung greift gerade auch die europäische Polizeibehörde Europol zurück. Europol hat Bildausschnitte aus Kinderporno-Videos ins Internet gestellt, um die Kriminellen und ihre Opfer zu finden. Die Internetseite ist seit Mittwochnacht online. 20 Alltagsobjekte sind dort zu sehen: eine Shampoo-Flasche, eine Einkaufstüte, ein Stück Teppich, Details eines Kinderkleidungsstücks. Nach den Angaben von Europol stammen die Bilddetails aus Aufnahmen von schwerem Kindesmissbrauch. Die Internetseite trägt den Namen: "Stop Child Abuse - Trace an Object", beende Kindesmissbrauch - verfolge ein Objekt zurück.

"Banale Objekte", wie Europol sie nennt, könnten sich manchmal als Schlüsselhinweis bei Ermittlungen erweisen und zur Identifizierung und Rettung von Opfern führen, sagte Steven Wilson vom Europol-Zentrum für Cyberkriminalität. Manche Gegenstände gibt es zum Beispiel ausschließlich in einer bestimmten Weltregion, einem bestimmten Land oder sogar einem bestimmten Dorf - und könnten deshalb auch zum Täter führen.

Auch in Deutschland nutzt die Polizei regelmäßig diese Art der Öffentlichkeitsfahndung, auf Fahndungsfotos oder eben in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst". "Für eine bestimmte Person haben solche Bilddetails eine Aussagekraft", sagt Georg Ungefuk von der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität in Gießen. "Manchmal kommt dann der entscheidende Hinweis, manchmal nicht." Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Auf der Europol-Internetseite können Besucher ihre Hinweise zu den Bildern auch anonym abgeben.

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