Vier Jahrzehnte dauert der Krieg gegen die Drogen schon, und er hat nichts als Horror gebracht. Anfang der siebziger Jahre begann der damalige US-Präsident Richard Nixon die Schlacht, doch die Dealer werden immer mächtiger und grausamer. Drogenkartelle haben ganze Regionen übernommen, manche sind zu Konzernen gewachsen. Sie erschießen, enthaupten, entführen, erpressen, bestechen. Das Milliardengeschäft finanziert von Mexiko über Kolumbien bis nach Guinea-Bissau und Afghanistan Terroristen, Auftragskiller, Guerilleros, Paramilitärs. Durchlöcherte und geköpfte Leichen säumen die Routen, Stoff und Konsumenten werden trotzdem nicht weniger. Da hat Uruguay eine gute Idee: Gebt das Zeug endlich frei.
Die Republik will als erste Nation Lateinamerikas zunächst Marihuana legalisieren. "Das Verbot bestimmter Drogen verursacht dem Land mehr Probleme als die Droge selbst", argumentiert die linke Regierung von Präsident José Mujica. Selbst das vergleichsweise friedliche Uruguay spürt, dass die Gewalt durch Schwarzmarkt und Beschaffungskriminalität gestiegen ist. Stimmt das Parlament zu, dann darf Cannabis unter staatlicher Aufsicht verkauft werden. Die Steuereinnahmen sollen in Aufklärung und Suchtbehandlung investiert werden. Medizin statt Militär. Auch frühere lateinamerikanische Staatschefs unterstützen das, ebenso Guatemala, regiert von einem vormaligen General. Sie wollen den Preis der Drogen senken und damit den Gewinn der Kriminellen. Das ist der richtige Ansatz.
Der Krieg ist der falsche Weg, siehe Mexiko. Dort hat der abgewählte Präsident Felipe Calderón Soldaten ins Gefecht geschickt, das Ergebnis sind mehr als 60.000 Tote - und ein ungebrochener Drogenhandel. Das Geld für den Militäreinsatz wäre in Sozialmaßnahmen und Prävention besser angelegt. Mit Waffen sind die Banden nicht zu besiegen, im Gegenteil. Der Kampf treibt nur den Preis hoch. Schlecht bezahlte Uniformierte schließen sich den Gangs genauso an wie korrupte Politiker und arbeitslose Jugendliche. In schwachen Ländern steht die Demokratie auf dem Spiel. Die Kartelle unterhöhlen den Staat, sie waschen ihren illegalen Verdienst in legalen Branchen. Sie sind Monster mit ständig neuen Köpfen. Was Kolumbiens Kokainkönig Pablo Escobar war, das ist nun der Mexikaner Joaquín "El Chapo" Guzmán. Es sind die Erben von Al Capone.
Bei den Drogen wiederholen sich die Fehler der amerikanischen Prohibitionszeit. Mexikaner schmuggelten damals den Schnaps nach Norden, es entstand das Golf-Kartell, das mittlerweile am Rauschgift verdient. Erst als das Gemetzel zu schlimm wurde, dachte Washington um und kassierte Alkoholsteuern. Heutzutage wäre es unvorstellbar, Whiskey oder Wein zu verbieten. Doch aus dem Desaster der Prohibition haben die USA offenbar nichts gelernt. Mexikos Paten, so heißt es übrigens, sind inzwischen auch in Chicago angekommen.